Munitionstransport (-aufzug)

Munitionstransport (-aufzug)

Munitionstransport (-aufzug), an Bord der Kriegsschiffe, umfaßt alle maschinellen Einrichtungen zur Beförderung der Geschützmunition aus den Munitionskammern nach den Geschützplattformen bezw. direkt vor das Bodenstück der Geschütze.

Während anfänglich Taljen in Verbindung mit Geschoßtragen, Laufkatzen, Laufwagen genügten, erforderten die schweren Geschütze mit Geschossen bis zu 1000 kg Gewicht maschinelle Hebevorrichtungen, die meist mit den Einrichtungen zur Bedienung der Geschütze vereinigt wurden. Für die schweren, in gepanzerten Barbetten oder Drehtürmen aufgestellten Geschütze verwendet man ebenso wie für die übrigen Geschützeinrichtungen zunächst hydraulische Bewegungsmittel, und die Fahrstühle wurden anfänglich in besonderen Panzerschächten, später in dem hohlen Zentralpivot angeordnet. Der Fahrstuhl besteht bei den älteren Konstruktionen [1], [2] aus drei Munitionsrohren, deren oberes das Geschoß und die beiden unteren die Halbkartuschen aufnehmen. Die Rohre haben dieselbe Neigung wie das Geschützrohr beim Laden. Die Kette [544] der durch einen hydraulischen Zylinder betriebenen Takelramme ist unterhalb des Fahrstuhls an einer Traverse beteiligt und wird der Fahrstuhl beim Listen durch Schienen geführt. Der Aufstieg wird entsprechend den Ladestellungen für Geschoß und zwei Halbkartuschen dreimal unterbrochen, und die Bedienung des hydraulischen Zylinders erfolgt durch einen Verteilungsschieber. In der unteren Stellung des Fahrstuhls wird der Zufluß des Druckwassers automatisch. abgestellt. Um die hydraulische Hebevorrichtung für die Ladestellungen nicht dreimal in Tätigkeit setzen zu müssen, hat Farcot Fahrstühle mit rotierendem Munitionsbehälter angewendet, die mittels Rollwagen auf einer Plattform in der Richtung der Geschützachsenebene sich bewegen können [1], [2], [5] (Fig. 1). Der Munitionsbehälter b enthält drei gefütterte Rohre zur Aufnahme des Geschosses und der Kartuschen, und die Drehung desselben zur Aufnahme der Munition bezw. zum Einbringen ins Rohr erfolgt mittels Handkurbelgetriebe. Bisweilen wird der Munitionsbehälter zum Schwingen eingerichtet, damit er bei jeder Höhenrichtung des Rohres genau in die Seelenachse eingeteilt werden kann. Zum Heißen des durch Rollen in Schienen geführten Fahrstuhls dienen zwei umgekehrte Flaschenzüge von Gallschen Ketten mit hydraulischem Antrieb. Im letzten Teil des Aufstieges wird der Munitionsbehälter auf der Plattform derart zurückgerollt, daß er dem Bodenstück des Rohres ausweicht und dicht hinter demselben zu stehen kommt. Das Anhalten des Fahrstuhls in den Endstellungen erfolgt automatisch. Bei der zentralen Geschoßzuführung sind alle Mechanismen an dem zentralen Pivotrohr befestigt, und sie drehen lieh mit der Geschützplattform. Neben dem hydraulischen Antrieb kommen auch mit Dampf betriebene Aufzugsmaschinen mit hydraulischem Sperrzylinder und neuerdings vielfach elektrisch betriebene Winden in Anwendung [3] und sind dann Bremsen und die üblichen Sicherheitsfangvorrichtungen anzuordnen. Der Elektromotor wird für verschiedene Heißhöhen mit einem automatisch wirkenden Stromunterbrecher ausgestattet. Für die Schnellfeuergeschütze arbeiten diese Munitionsaufzüge zu langsam; man verwendet einfache Aufzüge mit Hand- und Elektromotorenbetrieb, welche die Patronen in Büchsen fördern, oder elektrisch bezw. mit Hand betriebene Paternosterwerke, welche die Patronen entweder einzeln oder in Verpackungsgefäßen vereinigt nach oben fördern. Die Bewegung der letzteren erfolgt in einerlei Richtung mit Hilfe von einer oder zwei Gallschen Ketten, die in der Munitionskammer und auf Deck über Kettenrollen geführt werden. Das Paternosterwerk findet auch für die zentrale Geschoßzuführung Verwendung. Für getrennte Ladung nimmt es das Geschoß und die Kartusche abwechselnd auf (Fig. 2). Am wenigsten Platz erfordern die von Krupp eingeführten Klinkenaufzüge. Sie bestehen aus einem Schachtrohr, das auf seiner ganzen Länge einen Schlitz hat, in dem sich das Fördergehänge auf und ab bewegt (Fig. 3). Beim Aufwärtsgang desselben nehmen federnde Klinken die im Rohr geführten Geschosse und Kartuschen mit und setzen die Munition nach Beendigung desselben auf am Rohr beteiligte Klinken ab; diese werden beim Aufwärtsgang von der Munition zurückgedrängt. Beim Abwärtsgang werden die Klinken des Gestänges zurückgedrückt und schnappen nach Beendigung des Rückgangs unter die darunter im Rohr festgehaltene Munition ein. Auf diese Weise gelangt die Munition bei jedem Aufwärtsgang des Gestänges um eine Station höher. Zur Aufgabe der Munition ist unten am Rohr ein drehbarer Tisch vorgesehen, während zur Abgabe derselben oben eine Mulde sich befindet. Die Klinkenaufzüge finden sowohl für die Mittelartillerie in Kasematten als auch für die schweren Turmgeschütze Verwendung [7]. Neuerdings verwendet man für die schweren Turmgeschütze meist eine Umladekammer, die unterhalb der Geschützplattform liegt und mit dieser sich dreht. Der Aufzugsweg wird hierdurch geteilt. Durch den kurzen Weg von der Umladekammer zum Geschütz und die Mitdrehung derselben kann die Zeit des Ladens verkürzt werden und in jeder Geschützstellung erfolgen. Vgl. Lafettierung, Fig. 5, und [6].


Literatur: [1] Ledieu und Cadiat, Le nouveau matériel naval, Paris 1889. – [2] Schwanda, Hydraulische Geschützanlage französischer Schiffe, Mitteilungen 1893, Pola. – [3] Ders., Elektrische Geschützanlagen, Mitteilungen 1894, Pola. – [4] Lloyd und Hadcock, Artillery, its progress and present position, London 1893. – [5] Croneau, Canon, torpilles, cuirasse, Paris 1906. – [6] Artillerie und Panzer, Nauticus 1906, Berlin. – [7] Leitfaden für den Unterricht in der Artillerie, Berlin 1902.

T. Schwarz.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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