Pyridin

Pyridin

Pyridin C5H5N findet sich mit einigen seiner Homologen im Steinkohlenteer und im Tieröl. Es stellt die Stammsubstanz einer Reihe von Alkaloiden (s.d.) vor.

Dargestellt wird es aus dem sogenannten Leichtöl (s. Teer) des Steinkohlenteers, indem man dieses mit Schwefelsäure behandelt und die saure Lösung mit Soda versetzt. Es scheidet sich dann ein dunkelbraunes basisches Oel ab, welches bei fraktionierter Destillation Pyridin und seine Homologen liefert. Pyridin ist eine farblose Flüssigkeit vom spez. Gew. 1,0033 bei 0°; es siedet bei 115°, ist mit Wasser in jedem Verhältnis mischbar, reagiert stark alkalisch und besitzt einen sehr charakteristischen (etwas an Tabaksqualm erinnernden) Geruch. Es ist eine sehr beständige Verbindung; so wird es z.B. von siedender Salpetersäure öder Chromsäure nicht angegriffen. Schwefelsäure wirkt erst bei hoher Temperatur unter Bildung einer Sulfosäure ein; auch die Halogene greifen es nur schwer an. Von seinen Salzen ist das Ferrocyanat schwer löslich und kann zur Reinigung dienen. Das salzsaure Salz bildet mit Platinchlorid ein in Wasser leicht lösliches Doppelsalz, welches beim Kochen unter Abgabe von zwei Molekülen Salzsäure in die in Wasser sehr schwer lösliche gelb gefärbte Verbindung (C6H5N)2PtCl4 übergeht. Dieses Verhalten wird zum Pyridinnachweis benutzt. Bezüglich der synthetischen Darstellung des Pyridins ist zu erwähnen, daß diese auf verschiedenen Wegen geschehen kann. Es entsteht z.B., wenn man salzsaures Pentamethylendiamin (Formel 1) der trockenen Destillation unterwirft, zunächst Piperidin (Formel 2), d.i. Hexahydropyridin, das sich durch Erhitzen mit Schwefelsäure zu Pyridin (Formel 3) oxydieren läßt:


Pyridin

Umgekehrt wird Pyridin in alkoholischer Lösung durch Natrium leicht zu Piperidin reduziert Piperidin ist eine farblose Flüssigkeit von eigentümlichem pfefferartigem Geruch und stark basischen Eigenschaften. Es findet sich in Verbindung mit Piperinsäure im Pfeffer in Form des Alkaloides Piperin. Die Anzahl der isomeren Substitutionsprodukte führen hier ebenso wie beim Benzol zu dem Schluß, daß an jedes Kohlenstoffatom ein Wasserstoffatom gebunden sein muß. Auch die sonstige Analogie mit dem Benzol berechtigt dazu, eine analoge Bindungsweise im Pyridin anzunehmen. Oxydationsmittel greifen wie beim Benzol nur die Seitenkette an; Pyridin sowie Benzol geben mit Schwefelsäure Sulfosäuren, die durch Erhitzen mit Kali in Hydroxylverbindungen verwandelt werden. Die Struktur des Pyridins ist demnach:


Pyridin

Es muß als ein Benzol aufgefaßt werden, in dem eine CH Gruppe durch N (Stickstoff) ersetzt ist.

Ausgedehnte Anwendung findet das Pyridin als Denaturierungsmittel für Alkohol und medizinisch als Mittel gegen Asthma. Technisch wird es als Lösungsmittel für wasserfreie Mineralsalze verwendet. Von seinen Homologen sind zu erwähnen: die Methylpyridine C5H4N(CH3) oder Picoline, die Aethyl-, Propyl-, Isopropyl- und Allylpyridine, ferner die Dimethylpyridine oder Lutidine.


Literatur: Buchka, Chemie des Pyridins, Braunschweig 1889/91; Bericht d. Deutsch. Chem. Gesellsch., Berlin, XVII, 315, XIX, 2694, XX, 2655.

Mezger.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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