Seeminen [1]

Seeminen [1]

Seeminen bestehen in der Hauptsache aus dem Minengefäß, einem aus Stahlblech genieteten Schwimmkörper von zylindrischer oder birnenförmiger Gestalt, der mit einer entsprechenden Ladung von Sprengstoffen – meist nasser, gepreßter Schießbaumwolle – gefüllt ist und entweder als Grundmine auf dem Grunde aufliegt oder als Auftreibmine gegen Forttreiben derart verankert ist, daß er in einem bestimmten Abstand unterhalb der Wasserlinie gehalten wird. Bei Häfen mit wechselnden Gezeitenhöhen sind hierfür besondere Vorkehrungen im Gebrauch [3]. Die Entzündung der Minen erfolgt entweder selbsttätig durch den Stoß oder Kontakt eines Schiffes – Stoß- oder Kontaktminen – oder vom Lande aus, wenn das Schiff im Bereich des Minenfeldes ist – Beobachtungsminen.

Die Zündung, der Kontaktminen ist entweder eine mechanische (Minen von Singer, Mc Evoy), an welchen beim Stoß ein Gewicht von der Minendecke fällt und den Friktionszünddraht herauszieht oder eine Schlagfeder auslöst oder eine Perkussionsnadel bewegt – oder eine chemische, bei welcher ein durch eine Bleikappe geschützter Glaszylinder zerbrochen wird, wodurch Schwefelsäure sich mit chlorsauerm Kali verbinden kann (Jacobi). Sie besitzen alle den großen Nachteil, daß für das gefahrlose Legen und Lichten der Minen besondere Vorkehrungen getroffen werden müssen, um die Minen zu sichern und zu entsichern. Man bevorzugt daher elektrische Kontaktminen. Der Strom wird durch eine in der Mine eingebaute galvanische Batterie erzeugt, und zwar bei den Hertzschen Minen durch Zerbrechen eines Glaszylinders, dessen Inhalt, eine Erregerflüssigkeit, hierdurch in eine kräftige Kohlenzinkbatterie fließt oder bei den englischen bezw. französischen Minen durch Bewegung von Quecksilber oder einer Kugel oder eines Pendels beim Neigen der Mine beim Anstoßen, wodurch Stromschluß hergestellt wird, Diese Systeme kranken an der geringen Beständigkeit und hohen Gefährlichkeit beim Bergen. Vorteilhafter sind die elektro-mechanischen Minen, welche mit einer starken Batterie am Lande verbunden sind. Durch den Kontakt wird ein Zündstrom selbsttätig eingeleitet und hierdurch die Mine zur Explosion gebracht (Ebner-Mine). Auch kann durch den Kontakt in der Zünd- oder Minenstation am Lande ein Weckersignal gegeben werden, so daß die Mine dann je nach Willen durch den elektrischen Strom entzündet werden kann. Die Beobachtungsminen haben eine elektrische Zündung (die Zündpatrone wird durch einen elektrischen Funken oder durch Glühen von Platindraht entzündet); sie bedingen eine besondere Zündstation am Lande, welche mit Apparaten auszurüsten ist, die den Eintritt des feindlichen Schiffes in das Minenfeld anzeigen. Hierzu verwendet man bei einer Station die Camera obscura oder bei zwei Stationen in genauerer Weise durch Anvisieren Distanzmesser oder Minenzielapparate, deren Bewegung elektrisch auf zwei Zeiger übertragen wird, die auf einer Meßtischplatte durch ihren Schnittpunkt den Ort des Schiffes genau angeben (Apparat von Siemens [31]).

Die Beobachtungsminen liegen meist tiefer unter dem Wasserspiegel und erhalten demgemäß eine stärkere Ladung – 250 kg Schießbaumwolle gegenüber 40 kg bei den Kontaktminen. Sie haben den Vorzug, daß sie gefahrlos gelegt und gelichtet werden können und daß die Minensperre jederzeit von den eignen Schiffen passiert werden kann [1], [2], [5].

Die Verankerung der Minen besteht aus dem gußeisernen, scheibenförmigen und an der Unterseite etwas gehöhlten Minenanker, der mit der Mine durch ein Drahttau verbunden ist, dessen Länge nach der Lage der Mine unterhalb der Wasseroberfläche und der Wassertiefe eingestellt wird. Bei den meisten Marinen sind selbsttätig wirkende Tiefensteller erfunden, welche die Minen auf eine bestimmte Wassertiefe einstellen. Die Konstruktion derselben ist streng geheim [3], [4].

Die Minensperren werden meist quer durch das Fahrwasser gelegt, und zwar so dicht, daß ein Passieren zwischen den Minen hindurch unmöglich ist; man legt daher die Minen in Gruppen meist schachbrettartig in mehrere Reihen. Um ein Passiren der eignen Schiffe zu gestatten, müssen in der Minensperre entsprechende Tore offen gelassen oder an bestimmten Stellen Beobachtungsminen ausgelegt werden.

Zum Legen und Lichten der Minen dienen besondere Fahrzeuge, als Minendampfer, -prähme und -jollen sowie Minenleger zum Schleppen der letzteren. Minen, welche von einem in Fahrt befindlichen Dampfer – Minendampfer, Kreuzer oder Torpedofahrzeug – in bestimmten Zwischenräumen geworfen werden und mit Tiefenstellern versehen sind, heißen Streuminen. Während die Minensperren im allgemeinen eine defensive Waffe bilden, so können sie auch offensiv verwendet werden als Blockademinen, um eventuell feindliche Geschwader in Häfen einzuschließen, sowie als Contre- oder Gegenminen, um feindliche Minensperren zu zerstören, oder als Schleppminen, um beim Jagen eines Schiffes die nachgeschleppte Mine vor dem Bug des Verfolgers zur Explosion zu bringen. In dieser Form geht die Seemine schon in den Bereich der Torpedos über. Das Wegräumen von Minensperren erfolgt auch durch Minenfinder, Schlepptaue mit Dragganker, die zwischen zwei Fahrzeugen über den Grund geschleppt werden und in der Hauptsache das Minenkabel fassen und zerstören sollen, sowie durch Treibminen.


Literatur: [1] Sleemann, Torpedoes and torpedo warfare, London 1889. – [2] Bucknill, Submarine mines and torpedoes, London 1889. – [3] Lengnick, Mittel und Aufgaben der submarinen Hafenverteidigung, Mitteil. aus dem Gebiet des Seewesens, Pola 1896. – [4] Ledieu & Cadiat, Le nouveau matériel naval, Paris 1889. – [5] Armstrong, Torpedoes and Torpedovessels, London 1896.

T. Schwarz.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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