- Bremsbergförderung und Haspelförderung
Bremsbergförderung und Haspelförderung. Im Bergbaubetriebe werden bei größerer Förderung jetzt stets Gleise aus Kopfschienen und Förderwagen (Hunde, s. Streckenförderung) mit Spurkränzen an den Rädern angewendet. Bei geringer Neigung der Bahn genügen einfache Mittel zur Bremsung, damit der Arbeiter den Hund in der Gewalt behält: so das Feststellen der Räder durch Einstecken von Bremsknütteln oder das Anziehen von Bremsbacken. Steigt die Bahnneigung über 3°, so würde auch ein Hund mit vier festgestellten Rädern auf den Schienen mit zunehmender Geschwindigkeit abwärts gleiten; man befestigt daher in diesen Fällen den Förderwagen an einem Seile, wickelt letzteres auf einen Rundbaum oder Seilkorb und verbindet diese mit wirksamen Bremsen; die ganze Einrichtung wird daher auch kurz Bremse genannt. Geneigte Strecken, die mit derartigen Einrichtungen versehen sind, nennt man im Bergbaubetriebe und auch bei Ausführung von Erdarbeiten Bremsberge, die Abwärtsförderung auf geneigter Bahn Bremsbergförderung.
Das Aufwärtsfördern eines Hundes wird schon bei geringerer Bahnneigung erheblich erschwert; man verlieht zur Aufwärtsförderung die vorher erwähnten Bremseinrichtungen mit Vorkehrungen zum Antrieb, um das Seil aufzuwickeln und den Hund aufwärts zu fördern (Haspelberg), sei es mit der Hand an angesteckter Kurbel oder mittels Maschinenkraft. Ueber Tage wird Dampfkraft, in der Grube Preßluft oder elektrischer Antrieb verwendet. Die Kurbel am Haspel nennt der Bergmann auch Haspelhorn, und einen solchen Haspel Hornhaspel; den Raum, in dem der Haspel aufgeteilt ist, Haspelstatt, das Arbeiten am Haspel heißt Haspelziehen.
Ist der Bremsberg nur mit einem Gleise versehen, so muß, nachdem der volle Hund herabgebremst ist, der leere Hund herausgehaspelt werden; einen solchen Berg (vgl. Berg, 2.) nennt man eintrümig und die ganze Einrichtung Bremshaspel. Bei stärkerer Förderung ist es zweckmäßig, Brems- und Haspelberge zweitrümig, d.h. mit zwei Gleisen anzulegen. Es geht dann auf der einen Seite stets ein volles, auf der andern Seite ein leeres Gefäß, und die toten Lasten gleichen sich aus, die Förderungsanlage wird leistungsfähiger. Entweder ist für jedes Gleis ein Seil und ein dementsprechender Seilkorb vorhanden oder man benutzt auch nur ein Seil und legt dieses einigemal um eine Seilscheibe, die ebenfalls mit Bremseinrichtung versehen wird. Als Seile kommen gewöhnlich Drahtseile zur Verwendung. Bei einer Neigung des Berges, die stärker als etwa 20° ist, würde bei der Förderung leicht ein Teil des Fördergutes aus dem Hunde herausrollen; es werden dann Bühnenwagen, auch Gestellwagen genannt, angewendet, d.h. Plattformen, die auf den durch einen Rahmen verbundenen Achsen so befestigt sind, daß sie sich in wagerechter Lage befinden; man schiebt zur Förderung die Hunde auf diese Plattformen und Hellt sie seit. Gegen das freie Herablaufen der Wagen beim Seilbrüche kann man sich durch Anwendung einfacher Fangvorrichtungen schützen. Der Fanghaken ist am Hunde befestigt, wird von dem gespannten Seile gehoben und faßt, falls das Seil reißt, an den Schwellen an, um den Hund aufzuhalten; der Dorn kann bei dem aufwärtsgehenden Gefäße verwendet werden. Solange das Gefäß sich aufwärts bewegt, schleppt der an der Rückseite befestigte Dorn; beim etwaigen Zurückgehen des Fördergefäßes dringt der Dorn in die Sohle ein und erhält so den Hund an seiner Stelle. Brems- und Haspelberge finden beim Bergbaubetriebe [1], [2] auf geneigten Lagerstätten vielfach Verwendung zur Sammlung der Fördermassen auf den horizontalen Hauptförderstrecken; beim Bodentransport werden sie benutzt, wenn der Ort der Bodengewinnung sehr hoch oder sehr tief liegt, so daß die Anlage von gewöhnlichen Förderbahnen ohne zu große Umwege durch zu starkes Gefälle unmöglich wird. Unpraktisch wird eine solche Anlage, wenn die Schienen häufig verschoben werden müssen, da dies auch einen Umbau der Seilführung bedingt. Auch die senkrechte Abwärts- und Aufwärtsförderung geschieht in ähnlicher Weise (Bremsschacht, Haspelschacht); doch[258] steht dann der Hund auf einem Gestelle, das am Seil hängt (s. Schachtförderung). Die beigefügten Fig. 1 und 2 zeigen einen zweitrümigen Bremsberg in derjenigen Ausführung, wie er beim Bergbau zurzeit gewöhnlich in Anwendung steht. Derselbe verbindet eine höher und eine tiefer gelegene horizontale Strecke; a ist der eigentliche Berg, d.h. die geneigte Strecke, b ist die Kopfplatte in der oberen Sohle, c die Fußplatte in der unteren Sohle, d ist die Bremse, e der leere, f der volle Hund, g (Fig. 1) sind Schranken, welche die Zugänge zum Berge zeitweilig abschließen, h eine Schutzvorrichtung für die untere Strecke, i ist ein Fahrtrum (Raum für den Verkehr der Arbeiter) unmittelbar neben dem Bremsberge. Die Schranken (Bremsbergverschlüsse) können selbsttätig wirken (vgl. [1], [2]). Gewöhnlich sind sie durch Gewichtsbelastung geschlossen. Soll ein Hund herabgebremst werden, so öffnet der Bremser den Verschluß mittels eines Kettenzuges, den er losläßt, sobald der Hund an der Schranke vorüber ist, wodurch diese sich wieder schließt. Der heraufkommende Hund drückt die Schranke selbst zur Seite, die Gewichtsbelastung schließt sie wieder.
Bremsbergbetrieb mit Gegengewicht. Eintrümige Bremshaspel werden zur Ersparung der Betriebskraft zweckmäßig mit Gegengewicht versehen; dieses ist schmal gebaut und läuft auf besonderem Gleise neben oder unter dem Fördergefäß. Der volle Hund muß so viel schwerer sein als das Gegengewicht und das zugehörige Förderseil, daß zur Einleitung der Bewegung auch die Reibungshindernisse überwunden werden; dagegen muß das Gegengewicht schwerer sein als der leere Hund und das Förderseil.
Literatur: [1] Köhler, G., Lehrbuch der Bergbaukunde, 6. Aufl., Leipzig 1903. [2] Treptow, E., Grundzüge der Bergbaukunde und Aufbereitung, 3. Aufl., Leipzig und Wien 1903, S. 232.
Treptow.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.