Doppelsitzventile

Doppelsitzventile

Doppelsitzventile dichten an zwei schmalen Ringflächen, die in verschiedener Höhenlage angeordnet sind, entweder als Glocken- oder Kronenventile (Fig. 1) mit außerhalb der Sitzfläche befindlichem Ventilkörper oder als Rohrventile (Fig. 2–6) mit innerem Ventilkörper.

Als selbsttätige Pumpenventile hat man trotz des höheren Eigengewichtes Glockenventile benutzt, weil sie eine leichtere Wasserzu- und -abführung zulassen als Ringventile, deren Dichtungsflächen in gleicher Höhe liegen.

Hauptsächlich stehen die Doppelsitzventile, besonders die Rohrventile, als Steuerungsorgane für Dampfmaschinen in Anwendung, und zwar mit sehr geringem Unterschied der Durchmesser beider Sitzflächen zum Zweck der Entlastung vom Dampfdruck. Man berechnet den beim Oeffnen zu überwindenden Anpressungsdruck aus dem vor und hinter dem Ventil augenblicklich herrschenden Druckunterschied für die Kreisringfläche mit dem Außendurchmesser von der größeren und dem Innendurchmesser von der kleineren Sitzfläche, deren Breiten 3–7 mm betragen. Die Kraft zum Oeffnen umfaßt außerdem die Beschleunigungskraft, die Reibung in der Stopfbüchse u.s.w. sowie den Druck etwa wirksamer Federn und die Gewichte. Die zylindrische Durchgangsfläche erhält gleiche Größe mit der Kreisfläche vom mittleren Durchmesser des Ventils, wenn der Hub ein Achtel des Durchmessers erreicht.

[9] Fig. 1 enthält Glockenventile für Einlaß und Auslaß, das letztere mit mäßiger Entladung und einer den Raum breit ausfüllenden Nabe [1].

Fig. 2 zeigt die Gußform für ein Rohrventil und den Sitz oder Korb. Man gießt sie aus im Tiegel geschmolzenem zähen Holzkohlenroheisen, und zwar beide Teile aus gleichem Material, um ihnen gleiche Wärmedehnung zu verleihen. Auch macht man eine Verschiedenheit der Ausdehnung dadurch unwirksam, daß man die geometrischen Spitzen der beiden kegeligen Sitzflächen in einem Punkte zusammenfallen läßt, wofür man gern den Mittelpunkt der einen in diesem Fall ebenen Sitzfläche wählt.

Das Ventil Fig. 3 ist mit dem oberen Sitzringe zusammen in einer Form gegossen, wodurch gleichgroße Sitzflächen zur vollkommenen Entlastung gewonnen werden [2].

Viersitzige Ventile (Fig. 4) verwendet man an größeren Zylindern, um mit einem mäßigen Ventilhub auszukommen, für den hier 1/16 der Weite genügt. Für Einlaß und Auslaß sitzen an jeder Spindel zwei Rohrventile, die mit geringem Spielraum unter Federwirkung zusammengestellt sind [3].

Im Gegensatz hierzu enthält das Ventil Fig. 5 neben jeder Sitzfläche einen 5 mm hohen Ueberdeckungsring, damit der Ventilhub auch bei den kleinsten Füllungen noch reichlich bemessen werden kann [4].

Verbindungen (Fig. 6) von Rohrventilen und Rohrschiebern wirken ähnlich [5] und sind auch als Absperr- und Manövrierventile für Schiffsmaschinen eingeführt worden [6].

An Gasmaschinen (s. Verbrennungsmotoren) kommen besondere Bauarten mehrsitziger Misch- und Steuerventile vor.


Literatur: S. Dampfmaschinen. – [1] Zeitschr. des Vereins deutscher Ingen., 1890, S. 794 (C. Sondermann). – [2] Ebend. 1900, S. 1454 (Bauart Lentz). – [3] D.R.P. Nr. 91523 der Görlitzer Maschinenbauanstalt. – [4] Zeitschr. des Vereins deutscher Ingen. 1902, S. 1315 (Schüchtermann & Kremer). – [5] Ebend. 1902, S. 1320; D.R.P. Nr. 135764 (Strnad). – [6] Zeitschr. des Vereins deutscher Ingen. 1903, S. 1269.

Lindner.

Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5., Fig. 6.
Fig. 1., Fig. 2., Fig. 3., Fig. 4., Fig. 5., Fig. 6.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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