Brünieren

Brünieren

Brünieren, das Braunfärben von Eisen, besonders von Gewehrläufen, und von Kupfer zur Verschönerung oder zum Schütze gegen Rost. Es besteht in der künstlichen Erzeugung einer dünnen, festsitzenden Rostschicht auf dem Metall.

[361] In allen Fällen ist es wichtig, daß die Metallgegenstände vor der Behandlung sorgfältig gereinigt werden.

Brünieren von Eisen. Das bekannteste Verfahren ist dasjenige mit Spießglanzbutter (Antimonchlorür), das unter dem Namen Englisches Bronziersalz in den Handel kommt. 4 g Spießglanzbutter und 12 g Olivenöl werden miteinander erwärmt und gut vermischt. Die Masse wird mit einem Leinenlappen auf das schwach erwärmte Eisen aufgetragen. Nach etwa 24 Stunden ist der Gegenstand mit einem roten Roste überzogen. Er wird dann gereinigt, eingeölt und mit dem Polierstahl geglättet oder auch mit Wachs eingerieben. Man wiederholt das Verfahren so oft, bis man eine rotbraune Färbung erhalten hat, wozu etwa 10–12 Tage nötig sind. Bei warmem Wetter geht das Verfahren schneller vonstatten. – Bei einem andern Verfahren benetzt man den gut gereinigten Gegenstand oder den Gewehrlauf mit einer Mischung von 14 Teilen Salpetersäure, 28 Teilen Weingeist, 56 Teilen Kupfervitriol, 200 Teilen Wasser und 2 Teilen Eisenfeilspänen. Die Mischung muß 2–3 Tage flehen, bevor sie sich zum Gebrauche eignet. Der angefeuchtete Gegenstand wird 24 Stunden lang der Luft ausgesetzt, dann mit einer harten Drahtbürste von dem lose anhängenden überschüssigen Rost befreit. Nach ein- bis zweimaliger Wiederholung ist eine feste braune Färbung entstanden. Der Gegenstand wird abgerieben und in kochendem, schwach sodahaltigem Wasser abgewaschen, damit die Säure vollständig entfernt wird, nach dem Trocknen mit einem Polierholz aus hartem Holz poliert, schwach erwärmt und mit einem Firnis bestrichen, der aus einer Weingeist-Schellack-Lösung besteht, der etwas Drachenblut (blutrotes Palmenharz) zugesetzt ist. Nach dem Trocknen wird der Gegenstand nochmals mit einem Polierstahl abgerieben. Um die Färbung dunkler zu machen, setzt man das Verfahren mit einer Auflösung von salpetersaurem Silberoxyd in dem 500fachen Gewicht Wasser fort. Man erhält so eine fast schwarzbraune Färbung. Zum Schluß wird auch hier der lose sitzende Rost mit einer Drahtbürste entfernt und das Rohr mit Wachs eingerieben. – Eine weitere zum Bräunen verwendete Flüssigkeit besteht aus einer Auflösung von 15 g Kupfervitriol in 1/8 l Wasser, wozu 30 g Salpetersäure und 20 g Weingeist kommen; 3–4 Stunden nach dem Auftragen der Lösung auf den vorher mit Werg und Asche abgeriebenen Gewehrlauf wird der Rost zunächst mit einer seinen, darauf mit einer harten Bürste abgebürstet. Es folgt das Abwaschen mit kochendem Wasser, Abreiben und Einfetten. – Ferner ist eine Mischung zu nennen von 1 Teil Scheidewasser, 1 Teil versüßtem Salpetergeist, 2 Teilen Weingeist, 3 Teilen Kupfervitriol, 2 Teilen Eisenchloridlösung und 64 Teilen Wasser. Auch verwendet man eine Lösung von Eisenvitriol im 22fachen Gewicht Wasser mit einigen Tropfen Salpeteräther. Diese Lösung wirkt langsam. Man kann das Brünieren durch Zusatz von Salpetersäure beschleunigen. – Ein sehr schönes Aussehen erhalten damaszierte Gewehrläufe durch das Brünieren, da die Linien der Damaszierung durch den braunen Ueberzug hindurchschimmern. Die Brünierungsmasse besteht aus 8 g Kupfervitriol, 1000 g Wasser, 30 g Salpetersäure, 2 g Salzsäure und 30 g Weingeist. Zum Brünieren wird auch Zinkchlorid verwendet. Man mischt 3 Teile einer Zinkchloridlösung mit 2 Teilen Olivenöl; die entstehende Salbe wird mit einem Leinwandlappen auf den zu brünierenden Gegenstand aufgetragen und nach 24 Stunden wieder entfernt. Dieses Verfahren wird so lange wiederholt, bis das Rohr braun erscheint, wozu etwa 4–6 Tage erforderlich sind; dann folgt die Reinigung. – Eine andre Mischung besteht aus 1 Teil trockenem Zinkchlorid, 2 Teilen Kupfervitriol und 48 Teilen Wasser; man setzt, wenn die Lösung nicht ganz klar ist, Salzsäure hinzu. – Als gutes Brünierungsmittel wird ferner von Karmarsch eine Mischung von Salpetersäure, versüßtem Salpetergeist, Weingeist, Kupfervitriol, Eisenchloridlösung von 1,5 spez. Gew. und Wasser angegeben. – Eine besonders für Gewehrläufe empfohlene Mischung erhält man durch Auflösen von 2 Teilen kristallisierten Eisenchlorids, 2 Teilen Antimonchlorür und 1 Teil Gallussäure in 4 Teilen Wasser. Man streicht die Masse auf, läßt sie trocknen und wiederholt das Verfahren mehrere Male. Nach einem Verfahren von Page löst man in 200 Teilen heißen Wassers 10 Teile Eisenvitriol, filtriert die Lösung und gießt 1 Teil Schwefeläther hinzu. Mit der Lösung bestreicht man den Gewehrlauf, läßt ihn trocknen und bürstet ihn ab; dann reibt man ihn mit Firnis oder Wachs ein. Die Färbung wird durch Zusatz von konzentrierter Salpetersäure beschleunigt. – Ferner ist folgendes Verfahren zu nennen: Man stellt eine Mischung von 2 Teilen rauchender Salpetersäure und 98 Teilen Wasser und eine Mischung von 1 Teil Silbernitrat und 99 Teilen Wasser her. Mit der ersten Lösung wird der Gewehrlauf bestrichen, bis er rostig erscheint, darauf mit der zweiten, bis die Färbung eintritt, wobei der Lauf nach jedem Bestreichen eine Zeitlang dem Lichte ausgesetzt wird.

Außer dem Brünieren findet auch häufig ein Blau-, Grau- und Schwarzfärben von Eisen- und Stahlgegenständen statt. – Gewehrläufe werden dadurch blau gefärbt, daß man sie erhitzt, in hölzerne Zangen einspannt und mit Blutstein abreibt, bis die Färbung eingetreten ist. – Zum Graufärben wird der polierte Gewehrlauf mit Olivenöl abgerieben und, mit Asche bestreut, in ein Holzkohlenfeuer gebracht. Der Lauf wird zuerst schwarz, dann nimmt er die Farbe der Asche an. – Eine graue Farbe wird auch erzielt durch eine Mischung von 2 Teilen kristallisierten Eisenchlorids, 2 Teilen fester Spießglanzbutter und 1 Teil Gallussäure mit Wasser. Man reibt die Eisen- und Stahlwaren mehrere Male ein und wischt mit Leinölfirnis nach. – Das Schwarzfärben erzielt man nach Karmarsch durch folgende Flüssigkeiten: 1. Auflösung von Quecksilbersublimat und Salmiak; 2. Auflösung von Eisenchlorid und Kupfervitriol, mit Salpetersäure und Weingeist gemischt; 3. Auflösung von Eisenchlorid und Eisenchlorür, ebenfalls mit Salpetersäure und Weingeist gemischt; 4. Auflösung von Schwefelkalium. Mit diesen Lösungen wird der Gegenstand nacheinander behandelt, dann nochmals mit der dritten Flüssigkeit und zum Schlusse abgewaschen und schwach geölt. – Um damaszierte Gewehrläufe schwarz zu färben, poliert man sie, fettet sie mit einer dünnen Schicht Baumöl ein und pudert sie mit Asche aus hartem Holz; auf glühenden Kohlen läßt man sie dann schwarz anlaufen. Nach dem Erkalten bestreicht man den Lauf mit sehr schwacher Schwefelsäurelösung[362] und reibt ihn mit Werg oder Leinwand ab. Bei diesem Verfahren werden die Stahlteile weiß, die Eisenteile schwarz. – Wenn die Damaszierung erhaben hervortreten soll, wird der Lauf 3–4 Stunden in ein Bad gelegt, das auf 1000 Teile Wasser 30 Teile Salzsäure enthält, darauf abgewaschen, abgetrocknet und eingeölt. Da die Eisenstellen von der Aetzflüssigkeit angegriffen werden, treten die Stahlteile hervor.

Brünieren von Kupfer. Durch verschieden starke Oxydation des Kupfers oder durch Erzeugen einer dünnen Schicht von Schwefelkupfer werden Kupferfärbungen von hellrot bis dunkelbraun erzielt. Es gibt eine große Anzahl verschiedener entweder trockener oder nasser Verfahren.

Das trockene Brünieren erfolgt im kalten Zustande durch Behandlung mit Körpern, die Sauerstoff abgeben, oder durch Erwärmen oder durch beides. Im ersten Falle reibt man den sorgfältig gereinigten und polierten Gegenstand mit rotem, feinpulverisiertem Eisenoyd (caput mortuum); es bildet sich hierdurch eine dünne Schicht von Kupferoxydul. – Ein andres Brünierungsmittel ist ein Gemisch von 5 Teilen Blutstein, 8 Teilen Graphit und etwas Weingeist; mit diesem bedeckt man die Kupfergegenstände 24 Stunden lang und bürstet sie dann ab. – Das Brünieren durch Erwärmen erfolgt im Sandbade oder durch mehrfaches Erhitzen der mit Wachs oder Fett eingeriebenen Gegenstände; es bildet sich auch hierbei Kupferoxydul. – Am häufigsten findet Erwärmung und chemische Einwirkung gleichzeitig statt. So werden z.B. Kupfermünzen dadurch gefärbt, daß angefeuchtetes Eisenoxyd (Polierrot) auf die schwach erhitzten Münzen gebracht und diese darauf abgebürstet werden. Auch übergießt man die Münzen mit einer kochenden Lösung von essigsaurem Kupfer, oder es wird ein Brei aus 1–2 Teilen Eisenoxyd und 1 Teil Graphit auf die Münzen gebracht und diese erwärmt. Je länger die Dauer der Erwärmung und je höher die Temperatur ist, um so dunkler wird die Münze; der Brei wird dann abgebürstet und die Münze mit Spiritus oder Oel abgerieben.

Zum Braunfärben des Kupfers auf nassem Wege dienen folgende Lösungen: Grünspan und Salmiak in kochendem Wasser gelöst mit einem Zusatz von Essig, ferner Braunschweiger Grün (Kupferoxydchlorid) und Essigsäure mit einem Zusatz von Salmiak oder Grünspan, Chlorammonium und Essig u.a. – Eine Mischung, bei der die Färbung durch Schwefelverbindung entsteht, ist Schwefelcalcium und Chlorammonium im Verhältnis von 3 : 10 mit Wasser verdünnt.

Außer den genannten Verfahren zum Brünieren von Eisen und Kupfer gibt es noch eine große Anzahl andrer, die eine ausführliche Behandlung in dem unten genannten Werke von Buchner gefunden haben.


Literatur: Müller, L., Die Bronzewarenfabrikation, Leipzig 1902; Tscheuschner, Handbuch der Metalldekorierung, Weimar 1883; Buchner, G., Die Metallfärbung, Berlin 1901; Karmarsch-Fischer, Mechanische Technologie, Leipzig 1891.

Dalchow.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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