- Unterwassersignale
Unterwassersignale, Schallsignale, die von unter Wasser befindlichen Glocken nach vereinbarter Schlagfolge (Kennung, z.B. vier Schläge Pause u.s.w.) ausgehen; sowohl auf den wichtigsten Feuerschiffen als auch auf Unterseeboten zum Verkehr mit den Begleitschiffen, auf Flaggschiffen der Geschwader u.a. finden sich solche Einrichtungen zum Ersatz der Ueberwasserschallsignale (s. Nebelsignal, Sirene) behufs Verständigung bei Nebel und für Unterseeboote. Ein[736] Teil der Schiffe (die Schallquelle) gibt die Signale, der andre Teil empfängt sie, entweder ohne oder durch Hörapparate.
Die Signale können von Schiffen ohne Hörapparat bei voller Fahrt und mäßigem Seegang noch bis zu 5 km Entfernung von der Schallquelle wahrgenommen werden. Mit Hörapparaten ausgerüstete Schiffe hören bei mäßigem Seegang die Signale auf 2030 km und auch bei schlechtem Wetter noch auf 10 km Entfernung. Die Lautwirkung ist am stärksten, wenn sich die Schallquellen etwa 6 Strich (s.d.) seitlich von der Fahrtrichtung des Schiffes befinden. Die Richtung gegen die Schallquelle finden die Schiffe durch Kursänderungen während des Abhörens ziemlich genau. Die Einrichtungen selbst haben sich gut bewährt; im folgenden soll eine Unterwassersignalanlage für Preßluftbetrieb (D.R.P. von Julius Pintsch, A.-G., Fabrik für Seezeichen in Berlin) beschrieben werden. Die Preßluft wird entweder direkt von den Hochdruckkesseln oder von der Hochdruckrohrleitung entnommen. An der Abzweigstelle ist ein Absperrventil vorgesehen. Die hochgespannte Luft tritt durch die Rohrleitung R (Fig. 1) in das Reduzierventil G und wird hier auf einen Ueberdruck von ca. 2 Atmosphären gebracht. Dieser Druck bleibt der Luft im Ausgleichsbehälter K stets erhalten und aus letzterem wird sie stoßweise entnommen. Der Druck im Ausgleichbehälter wird durch ein Manometer links am Kreuzstück angezeigt. Hinter dem Kreuzstück für das Monometer sitzt ein Absperrventil, durch das die Luft nach einem Regulierventil N geht. Das Ventil ist an der Konsole M befestigt, auf der oben ein Preßluftmotor O mit Steuerapparat P aufgeschraubt wird. Die durch N auf gleichförmigen Druck gebrachte Luft geht durch die Rohrleitung Q nach dem vierzylindrigen Preßluftmotor O, der mittels Kupplung, Schnecke und Schneckenrad eine Kurvenscheibe Z treibt, welche Ausschnitte enthält, die der Kennung der Glockenschläge entsprechen. Auf dieser Kurvenscheibe schleift ein Hebel, der einen Kolbenschieber betätigt. Durch diesen Kolbenschieber wird die Preßluft vom Ausgleichbehälter K, durch das Ventil H und die Rohrleitung R kommend, stoßweise in die Rohrleitung Q1 nach dem Schlauchanschluß U geleitet. Hier wird ein Hochdruckschlauch V angeschlossen, der am ändern Ende mit dem Läutewerk E gekuppelt ist. Dieses Läutewerk E hängt mittels Kette D an einem kleinen, herausschwenkbaren Kran C und kann durch eine Schneckenradswinde auf- und niedergelassen werden. Das Glockenwerk sitzt mit seinem oberen konischen Teil in dem Führungswagen F und wird mit diesem gemeinsam in den Glockenschacht hinuntergelassen. In der tiefsten Stellung bleibt der Wagen, durch Anschläge gehalten, sitzen, und das Läutewerk sinkt allein in das Wasser hinab. Beim Hochholen des Läutewerkes setzt sich letzteres mit dem oberen konischen Teil in den Wagen ein und nimmt diesen in den Führungen mit. Wagen und Glocke sind in ihrer obersten Stellung durch geeignete Vorrichtungen abgefangen, so daß ein Herunterfallen beider Teile ausgeschlossen ist. Soll zum Zwecke der Revision das Läutewerk aus dem Schacht herausgenommen werden, so wird die große Doppeltür des runden Schachtaufbaues geöffnet, ein Verschlußbügel am Wagen gelöst und das Läutewerk an dem Kran hängend herausgeschwenkt. Die kürzeste Schlagfolge beträgt etwa zwei Sekunden. Die Kennung der Glockenschläge, d.h. deren Gruppen bezw. Anzahl, kann beliebig gewählt werden. Der Apparat wirkt in der Weise, daß zunächst die Preßluft in den der Kennung des Signals entsprechenden Intervallen zwischen[737] zwei Membranen eingeführt wird, welche sich dadurch ausdehnen. Mit den Membranen ist ein Spannwerk verbunden, das die Bewegung derselben auf eine mit dem Klöppel in Verbindung stehende Feder überträgt und diese beim Erreichen der größten Spannung durch einen Anschlag auslöst, so daß sie nunmehr ihre aufgespeicherte Energie auf den Klöppel frei übertragen kann. Eine Gegenfeder bewirkt dann die Entleerung der Membrane und das Zurückgehen des Gestänges in seine Anfangsstellung; der Apparat ist alsdann für einen neuen Klöppelschlag vorbereitet. Das Austreten der Preßluft aus der Rohrleitung erfolgt durch den gleichen Schieber bezw. den Ventilapparat, durch welchen die Luft demselben zugeführt wird. In Fig. 2 ist ein derartiger Apparat dargestellt; er besteht aus einem gegen Eintreten des Seewassers abgedichteten Gehäuse c, an welchem die Glocke G angeordnet und eine mit der Preßluftleitung D verbundene Doppelmembrane m vorgesehen ist; nach unten steht die Doppelmembrane m mit der Antriebsstange s t in Verbindung, welch letztere einen festen Nocken R trägt. Oberhalb dieses Nockens R ist auf der Antriebsstange s t eine verschiebbare Muffe M angeordnet, mit der eine Sperrklinke l gelenkig verbunden ist und durch eine Feder kl in dem Nocken R eingeklinkt gehalten wird. An der Muffe M ist ferner eine Stange t angelenkt, die mit dem Klöppel K in Verbindung steht. Der letztere ist wiederum mit der Zugfeder f in Verbindung. Durch die Feder d wird die Antriebsstange s t in ihrer Ruhestellung gehalten. Die seitlich der Antriebsstange st angeordnete Anschlagsstütze a dient als Anschlag für die Sperrklinke f. Die in langen oder kurzen Zwischenräumen durch Rohr D eingeführte Preßluft füllt zunächst die Membrane m, diese dehnt sich aus und überträgt ihre Bewegung auf die Antriebsstange s t, wodurch die Feder d gespannt wird. Durch diese Abwärtsbewegung der Antriebsstange s t wird auch der mit ihr fest verbundene Nocken R mitgenommen, so daß die darin eingeklinkte Sperrklinke l diese Bewegung ebenfalls mitmacht, wodurch die Muffe M auf der Antriebsstange st mitgenommen wird. Die Muffe M überträgt wiederum ihre Bewegung auf die Stange t und den mit ihr verbundenen Klöppelhebel y, wobei gleichzeitig die Feder f gespannt wird. Kurz vor der Endstellung der Antriebsstange s t legt sich die Sperrklinke l auf die Anschlagsstütze a auf und gleitet nun, in der Endstellung angelangt, von dem Nocken R ab. Hierdurch wird die bisher gespannte Zugfeder f frei und bringt somit den mit ihr verbundenen Klöppel K zum Anschlag. Inzwischen hat auch der Druck in der Membrane m nachgelassen, und nun wird durch die gespannte Feder d die Antriebstange s t wieder aufwärts getrieben. Hierbei hakt sich die Sperrklinke l wieder in den Nocken R und der Vorgang kann sich wiederholen. Die zwischen den Membranen eingeschlossene Luft entweicht durch den Steuerapparat oben im Schiff nach außen.
Vgl. a. Marinerundschau, Der heutige Stand des Unterwasserschallsignalwesens 1909, S. 289.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.