Karte [2]

Karte [2]

Karte. 1. Topographische Karten. Luftschiffer-, Luftschiffahrts-, Luftschiff-, Luft-, Flug-, aeronautische Karte. Ebenso wie der Gebrauch des Fahrrades und des Automobils besondere Verkehrskarten erforderte, hat auch die rasche Entwicklung des Luftschiffahrts- und Flugwesens das Bedürfnis für Karten hervorgerufen, nach denen die Luftschiff er und Flieger den günstigsten Reiseweg aufsuchen, sich dauernd orientieren und Hindernisse für die Fahrt und für die Landung erkennen können. Zum Aufsuchen des Weges eignen sich Karten in einem kleinen Maßstabe bis 1 : 1000000. Für die andern Zwecke sind Uebersichtskarten größeren Maßstabes nötig. Eine Anzahl von Fachleuten hält die vorhandenen Kartenwerke in 1 : 100000 bis 1 : 300000 für ausreichend, wenn diese durch Aufdruck von Zeichen diesen Zwecken angepaßt werden. Solche Zeichen sind Sicherheits-, Seh- und Lautzeichen, Zeichen für Gasanlagen und für die magnetischen Abweichungen, v. Frankenberg hat vorgeschlagen, die politischen Unterabteilungen Deutschlands mit Nummern und Buchstaben zu bezeichnen. Ein Vorschlag von Lallemand regte an, die geographischen Koordinaten zahlreicher Punkte örtlich durch weit sichtbare Zeichen anzugeben. Die Höhenverhältnisse und Formen des Geländes sind in den vorhandenen Kartenwerken meist durch Höhenzahlen und -linien, Schraffen oder Schummerung dargestellt. Jüngere Bestrebungen gehen dahin, sie durch farbige Höhenschichten so anzugeben, daß sie möglichst rasch und sicher erkannt werden können. Anderseits wird hierauf nicht so großes Gewicht gelegt, da man die Höhen- und Tiefenunterschiede aus großer Höhe doch nicht deutlich wahrnehmen könne. Die Schummerung nach schiefer Beleuchtung wird wohl nach den meisten Urteilen als ungeeignet angesehen. Farbige Höhenschichten hat man bereits in Karten vorwiegend kleinen, aber auch größeren Maßstabes verschieden angeordnet. Solche Anordnungen sind Steigerung ins Dunkle, je höher, desto dunkler nach Hauslab, Steigerung ins Helle nach v. Sydow, Sonklar und nach der Ausführung schweizerischer Karten, zusammengesetzte Farbenreihen mit abwechselnder Steigerung ins Dunkle und ins Helle sowie kontrastierender Farbenwechsel. Anklang gefunden hat Peucker mit seiner spektraladaptischen Reihe, in der die Farben des Sonnenlichtspektrums natürlich aufeinander folgen. Er benutzt Licht- und Farbenschwäche für die Darstellung der Tiefen und Licht- und Farbenkraft für die der Höhen. Seine beiden fünfzehnstufigen Farbenreihen steigen von violettem Grau über Grün, Gelb und Orange zum leuchtenden Rot von 0 bis 1600 m in außeralpinen und von 0 bis über 4000 m in alpinen Karten. Blau ist der Darstellung der Gewässer vorbehalten. Die Internationale Kartenkommission hat 1912 in Wien diese Reihen angenommen, außerdem als den geeignetsten Maßstab den von 1 : 200000 und als Uebersichtskarte die Weltkarte in 1 : 1000000 (s. unten 2). Die Tagung des deutschen Luftfahrverbandes in Stuttgart 1912 neigte ebenfalls zur Annahme der Peuckerschen Farbenfolge, wollte aber noch die Ergebnisse andrer Kartenversuche abwarten, da sich Stimmen dafür erhoben hatten, an Stelle der umgearbeiteten topographischen Karten Photokarten zu verwenden, die vom Fahrzeuge aus von oben aufgenommen worden sind, oder auch stereophotographische Rollfilms, zu deren Betrachtung noch besondere Vorrichtungen geschaffen werden müssen; s. Photogrammetrie. Man hofft, hierdurch schnell und billig zum Ziele zu kommen. Die Frage der Luftschifferkarte ist also noch nicht gelöst. Näheres s. [1]–[9] und [13].

2. Geographische Karten. Weltkarte in 1 : 1000000, eine Gradabteilungskarte, s. Bd. 4, S. 603. Auf Einladung der englischen Regierung tagte im November 1909 in London eine Weltkartenkonferenz. Alle eingeladenen Staaten außer Japan hatten amtliche Vertreter entsandt, und zwar Australien, Kanada, das Deutsche Reich, Frankreich, Italien, Oesterreich-Ungarn, Rußland, Spanien und die Vereinigten Staaten von Nordamerika. Nach den Beschlüssen wird die mathematische Erdoberfläche durch Parallelkreise in 4° Abstand und durch Meridiane in 6° Abstand im Greenwicher System in ellipsoidische Trapeze geteilt. Zwischen dem Aequator und 60° nördlicher und südlicher Breite soll ein jedes dieser Trapeze auf einem Kartenblatte abgebildet werden. In höheren Breiten können zwei oder mehrere nebeneinander liegende Trapeze einer Zone auf einem Blatte dargestellt werden. Es wurde eine modifizierte polykonische Projektion gewählt mit zwei längentreuen Parallelen und zwei längentreuen Meridianen im Abstande von je 2° vom Mittelmeridian des Kartenblattes. Alle Meridiane werden geradlinig abgebildet. S. Kartenprojektion, Bd. 5, S. 387. Die Weltkarte soll eine Höhenschichtenkarte sein. Man entschied sich für eine zusammengesetzte Farbenreihe (s. oben unter 1). Die Reihenfolge ist Grün für das Tiefland bis 300 m über dem Meeresspiegel, nach[400] oben heller werdend, Gelbbraun für die Erhebungen von 300 bis 500 m, Braun für 500 bis 2000 m und Rotbraun bis Violett für 2000 bis 3000 m, dann bis 7000 m lichtes Violett und Rot, darüber Weiß. Die Höhen werden in Metern angegeben. Die Blätter sollen grundsätzlich mit lateinischer Schrift beschrieben werden, doch sind Ausnahmen zugelassen. Die französischen Vertreter haben der Wahl des Greenwicher Meridians und die englischen und amerikanischen der Einführung des Metermaßes zugestimmt. Näheres s. [10]–[13] und die darin angegebene Literatur. Auf dem Internationalen Geographenkongreß in Rom 1913 hatten England, Frankreich, Argentinien, Schweden und Japan Blätter der Weltkarte ausgestellt. Es zeigten sich aber noch recht erhebliche Verschiedenheiten, so daß es wünschenswert erschien, daß nochmals eine amtliche Konferenz zur weiteren Beratung berufen werden möchte.

Ueber Karten im allgemeinen s. [14] und [15].


Literatur: [1] Zeitschr. d. Bayerischen Geometervereins 1909, S. 201; Gasser, Eine Flugkartenstudie. – [2] Zeitschr. f. Verm. 1911, S. 17; Peucker, Höhenschichtenkarten. Studien und Kritiken zur Lösung des Flugkartenproblems. – [3] Petermanns Mitt. 1910, I. Halbb., S. 35; Haack, Die Luftschifferkartenkonferenz in Berlin, 27. November 1909. – [4] Ebend. 1911, II. Halbb., S. 31; Peucker, Die Brüsseler Konferenz der Internationalen Kommission für die Luftschifferkarte. – [5] Ebend. 1912, II. Halbb., S. 202; Die Herstellung von Luftschifferkarten. – [6] Ebend. 1913, II. Halbb., S. 328; Peucker, Die dritte Konferenz über die aeronautische Weltkarte in Brüssel, 3. und 4. Oktober 1913. – [7] Zeitschr. f. Verm. 1912, S. 614; Kießling, Die Luftschiffahrtskarte des Deutschen Luftschifferverbandes. – [8] Internationales Archiv für Photogrammetrie, Wien 1912, S. 34 und 83; Gaffer. – [9] Ebend., S. 196; Kammerer, Ph. Scheimpflugs Landvermessung aus der Luft. – [10] Petermanns Mitt. 1910, I. Halbb., S. 33; Penck, Die Weltkartenkonferenz in London, 16.–22. November 1909. – [11] Ebend., 1911, I. Halbb., S. 29; Hammer, desgl. – [12] Zeitschr. f. Verm. 1911, S. 542; Ruckdeschel, desgl. – [13] Petermanns Mitt. 1913, I. Halbb., S. 227; Braun, Der 10. Internationale Geographenkongreß in Rom, 27. März bis 3. April 1913. – [14] Geographisches Jahrbuch 1910, S. 119; Haack, Die Fortschritte der Kartenprojektionslehre, Kartenzeichnung und -vervielfältigung, sowie der Kartenmessung für 1906–1908. – [15] Mitt. des k. u. k. militärgeographischen Instituts, XXVII. Bd., 1907, Wien 1908, S. 96; von Hartenthurn, Die militärisch wichtigsten Kartenwerke der europäischen Staaten.

Hillmer.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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