Kupplungen [1]

Kupplungen [1]

Kupplungen, in Triebwerken, verbinden aneinander stoßende Wellen oder eine Welle mit einer Scheibe, die lose auf der Welle selbst oder einer sie umgebenden Hohlwelle sitzt. Feste Kupplungen dienen zur dauernden Verbindung zweier Wellenenden. Uebergangskupplungen zwischen einer stärkeren und schwächeren Welle setzt man in unveränderter Bauform auf das abgedrehte Ende der stärkeren Welle. Bewegliche Kupplungen gestatten eine mäßige Verschiebung der Wellenköpfe in axialer oder radialer Richtung oder Ablenkung im Winkel. Ausrückbare Kupplungen lassen sich während des Betriebes lösen, Reibkupplungen auch einrücken. Kraftmaschinenkupplungen übertragen nur einseitig die Kraft eines Hilfsmotors auf eine schon anderweitig angetriebene Transmission. Im weiteren Sinne kann man auch Riementriebe und Reibräder, sogar Zahnräder als ausrückbare Kupplungen benutzen. Besonderen Gebieten zukommende Kupplungen s. Kupplungen im Eisenbahnwesen, Motorwagen, Schiffswelle, Walzwerk, Werkzeugmaschinen.

Die festeste Verbindung starker Wellen gewährt die Verschraubung angeschmiedeter Flansche (Bd. 2, S. 604), in Triebwerken die Scheibenkupplung (Fig. 1). Da die Naben der Scheiben fest aufgepreßt und von der Stirnseite aus verkeilt werden, kann man die Welle allerdings nicht durch geschlossene Hängelager u. dergl. durchschieben oder ungeteilte Riemscheiben und Ringe aufbringen. Die Scheiben zentrieren sich nach Fig. 1 mit Vorsprüngen in[793] einem zweihälftig eingelegten Ringe, gewöhnlich nur durch einen Vorsprung und einer dazu passend ausgedrehten Vertiefung der Gegenscheibe, was billiger (s. unten), aber für den Zusammenbau und die Aushebung eines Wellenstückes nicht so bequem ist. Für d cm Wellenstärke beträgt die Schraubenstärke 0,15 d + 1 cm, die Anzahl zwischen 0,5 d – 1 und 0,5 d + 1 (als gerade Zahl von 4 aufwärts). Die Köpfe und Muttern werden von den Scheibenrändern überdeckt oder sind in die Scheiben eingelassen. Die Muffenkupplung (Fig. 2) besteht aus einer gußeisernen Hülfe, in der beide Wellenenden mit einem durchgehenden Nutten oder zwei Nasenkeilen mit Schutzhauben befestigt werden. Trotz ihrer Einfachheit wird sie nur wenig verwendet, weil sie der Keilnut wegen große Wellenlänge braucht und nicht leicht zu lösen ist. Die Schalenkupplung (Fig. 3) ist in zwei halbzylindrische Schalen geteilt, die unter Zwischenlage von dünnem Blech auf den Wellendurchmesser ausgedreht sind, so daß sie auf den genau gleichstarken Wellenenden, ohne sich zu berühren, festgeklemmt werden können. Die Reibung soll allein zur Uebertragung des Momentes ausreichen, doch legt man zur Sicherung noch eine durchgehende fester ein. Die acht (unter 5 cm Wellenstärke sechs) Schrauben von 0,15 d + 1 cm Stärke stecken versetzt in Aussparungen und sind mit Steckschlüsseln anzuziehen. Zum Schutz kann man die Kupplung mit einem Blechmantel bekleiden. Die einfache Hülsenkupplung (Fig. 4) verspannt in ähnlicher Weise die geteilte Hülfe durch zwei schmiedeeiserne Ringe, die auf dem kegelig gedrehten Umfang von den Enden her durch ringsum gleichmäßig verteilte Hammerschläge aufgetrieben werden. Die Stirnenden der Wellen sind hier durch eine Klammer zusammengehalten. Nach der Lösung der Kupplung läßt sich das Wellenstück leicht seitlich herausnehmen. Seltener benutzt man die einteilige, nur an einer Stelle aufgesägte Hülfe (Fig. 5). An der Kupplung (Fig. 6) von J. Schmitt in Baden-Baden steckt die geteilte kegelige Hülfe in einem gußeisernen Mantel, eingezwängt und gesichert durch zwei aufgeschraubte Ringe. Die Klemmkupplung von Sellers (Fig. 7) faßt auch nicht genau gleich starke Wellenenden je durch einen besonderen einseitig geschlitzten Kegel, die beide in dem doppelkegeligen Mantel durch drei Schrauben der Länge nach eingezogen werden. Zum Herausziehen der Keilbüchsen beim Lösen braucht man Haken, die an Stelle der Schrauben bis zur Mitte hineinreichen. Zur Sicherung liegt in jedem Kegel, dem Schlitz gegenüber, eine fester.

Die Ausdehnungskupplung (Fig. 8) gestattet eine geringe Verschiebung der Wellenenden in der Längenrichtung. Die aufgekeilten Muffen greifen mit je drei vorspringenden Klauen mit radialen Druckflächen passend ineinander; die Zentrierung bewirkt nach Fig. 8 ein innerhalb der Klauen eingelegter Ring; sonst läßt man das eine Wellenende bis in die vorgebaute Nabe der Gegenmuffe hineinreichen. Die Kupplung überträgt kein Biegungsmoment. Man verwendet sie zur Ermöglichung der Ausdehnung langer Wellenstränge durch die Wärme (bis 5 mm auf 10 m), wenn beide Enden des Stranges, z.B. wegen Reibkupplungen, Kegelrädern u. dergl., festgelagert werden müssen. Die Augsburger Maschinenfabrik hat an[794] den Kupplungen ihrer Dampfturbinen in die radialen Druckflächen je eine Reihe Kugeln mit beschränkter Rollbarkeit eingelegt (D.R.P. Nr. 172944).

Die Kreuzscheibenkupplung (Fig. 9) von Oldham vermittelt die Uebertragung zwischen Wellen, die parallel, jedoch nicht genau in derselben Linie aneinander flößen. Zwischen den freitragenden Stirnscheiben liegt unbeteiligt eine Platte mit diametral vorstehenden Leuten von rechteckigem Querschnitt, die gegenseitig um 90° versetzt, in Nuten der Stirnscheiben passen. Die Bewegungsübertragung ist gleichförmig; die Zwischenplatte durchläuft mit ihrem Mittelpunkte bei jeder Umdrehung zweimal einen Kreis, dessen Durchmesser gleich der Exzentrizität der Wellen ist. Wegen der Reibung bei merklichem Achsenabstand ist die Kupplung nur in besonderen Fällen, z.B. an Kalandern, gebräuchlich.

Die Kreuzgelenkkupplung (Universalgelenk, Hookescher Schlüssel) verbindet zwei im stumpfen Winkel zusammenstoßende Wellen. Sie wird in der Form (Fig. 10) beim Anschluß von Göpeln an Arbeitsmaschinen benutzt, ferner nach Fig. 11 in Triebwerken, wo man der geraden Richtung nicht sicher ist, sowie an einzelnen Werkzeugmaschinen, wobei auch die äußerst gedrungene Form des Kugelgelenkes (Fig. 12) zur Anwendung kommt. Die Kugel besteht aus zwei zusammengesteckten und durch einen Stift vernieteten Teilen, in deren über Kreuz laufende T-förmige Nuten je die beiden ausgefrästen Wellenanschlußstücke eingreifen. In jedem Falle sind zwei zueinander rechtwinklig stehende Zapfenachsen vorhanden. Die Winkelgeschwindigkeit ω2 der getriebenen Welle weicht von derjenigen ω1 der treibenden Welle während jeder Umdrehung zweimal nach oben und unten ab, nach Maßgabe des Ablenkungswinkels α der Wellen. Jedesmal, wenn die Gelenkachse der ersten Welle in der Ebene der beiden Wellen liegt, ist ω2 = ω1 cos α, und wenn sie senkrecht steht, ω2 = ω1/cos α. Bei zwei hintereinander liegenden Kreuzgelenken mit gleichen Ablenkungen in einer Ebene, insbesondere bei parallelen Richtungen der ersten und dritten Welle, erhält diese wieder gleiche Winkelgeschwindigkeit wie die erste, wenn die Gelenkachsen an der Zwischenwelle gleichgerichtet aufgesetzt sind.

Eine gewisse Beweglichkeit der Wellen in beliebiger Richtung läßt sich durch Verwendung von elastischem Material in der Kupplung erreichen, wovon man besonders bei Elektromotoren Gebrauch macht, wo es zugleich isolierend wirkt. Die Kupplung (Fig. 13) von Polysius (D.R.P. Nr. 120738) enthält zwischen den vier Klauen der Kuppelscheiben eingelegte Gummipuffer mit Holzzwischenlagen, welche die Umfangskraft unter Druckbeanspruchung in einer oder beiden Drehrichtungen übertragen. Die Lederlaschenkupplung (Fig. 14) wirkt von jedem der vier Stifte der einen Scheibe durch drei Ledertaschen ziehend auf die andern; der Mantel dient als Bremsscheibe beim Abstellen des Motors an Hebezeugen. Die Bandkupplung (Fig. 15) von J.M. Voith in Heidenheim (D.R.P. Nr. 81852) enthält einen endlos zusammengenähten Lederriemen, der durch die gitterförmig durchbrochenen Kränze beider Teile geschlungen ist und in beiden Drehrichtungen wirkt.

[795] Von den ausrückbaren Kupplungen ist die einfachste die Zahn- oder Klauenkupplung nach Fig. 16 a. Zum Einrücken während des Ganges eignet sich besser die Schraubenkupplung (Fig. 16b) mit schrägen Rückenflanken der Zähne, schraubenförmig gegossen oder schräg gehobelt; sie hat 2–4, aber auch viele seine Zähne (an Werkzeugmaschinen). Wegen der Reibung beim Ausrücken und der Stöße beim Einrücken finden diese Arten nur bei geringen Kräften und langsamem Gang, insbesondere kleinen Schwungmassen Anwendung. Die Abnutzung und Lockerung an der in die Welle eingelassenen fester vermeidet die Hildebrandtsche Kupplung an Triebwerken (Fig. 17) durch einen auf der festgekeilten Nabe verschiebbaren Ring, dessen Klauen in die Zahnlücken beider Kuppelteile eingreifen und sich aus den Zähnen des treibenden Teiles ausrücken lassen.

Auch für Hauptantriebe eignet sich die gerade Zahnkupplung (Fig. 16a), wenn Turbine und Dampfmaschine dauernd Kraft an die Transmission abgeben und tageweise abgehängt werden sollen. Dagegen ermöglicht die Anordnung einer Reibkupplung mit Hohlwelle (Fig. 27) die Ein- und Ausschaltung auch während des Betriebes. Die Uhlhornsche Motorenkupplung (Fig. 18) enthält an dem inneren, von dem Hilfsmotor angetriebenen Teile zwei Klinken, die den äußeren Teil, der auf der Welle mit dem Hauptmotorantrieb sitzt, treiben, solange dieser nicht etwa voreilt. Beim Einrücken des Hilfsmotors sollen die abgefederten Doppelhebel die Klinken an ihren etwas vorstehenden Spitzen aus der inneren Scheibe ausheben. Solange der Hilfsmotor abgestellt ist, klappert diese Kupplung unerträglich, indem die nach unten hängende Klinke beständig in die vorübergehenden Lücken fällt und immer wieder zurückgeschlagen wird. Man baut sie auch mit stummlaufenden Sperrklinken (s.d.), wie schon 1850 in der Kupplung von Pouyer Quertier (Weisbach-Herrmann, Mechanik III, 1, S. 172). Die von G. Luther in Braunschweig gebaute Kraftmaschinenkupplung (nach Arndts Patent, Fig. 19) führt den rechten verschiebbaren Teil einer Schraubenkupplung an abgefederten Stiften in Leitrillen so, daß beim Zurückbleiben des vom Hilfsmotor getriebenen Teils (des rechten oder linken, je nach der Drehrichtung) die Kupplung sich auseinander schraubt, bis die Stifte in einer Ringnut umlaufen, beim Voreilen aber in der etwas tiefer eingeschnittenen Schraubennut bleiben und dabei den rechten Teil hereinziehen, bis die Druckflächen der Zähne sich berühren. Während des Stillstandes des Hilfsmotors springen die Stifte jeweils die kleine Stufe von der Ring- in die Schraubennut hinunter.

Die Bolzenkupplung (Fig. 20) ist an Stanzmaschinen und Pressen gebräuchlich zur Verbindung des vom Riemen angetriebenen Schwungrades mit der Arbeitswelle für einen einzelnen Preßhub. An Stelle eines Nabenkeiles liegt ein halbzylindrischer Bolzen in der Welle versenkt innerhalb der losen Radnabe. In dieser Lage ist die Kupplung ausgerückt, solange das am Bolzen angeschmiedete Kopfstück unten durch einen Anschlag widergehalten wird. Erst nach Abschwenken des Riegels wirst eine fester das obere Ende des Kopfstückes mit dem Bolzen herum, sobald er in eine der Nabennuten einschlagen kann. Wenn das Kopfstück wieder an den Anschlag flößt, hält es die Welle, stets in der höchsten Stellung des Preßexzenters, fest.

Ein- und ausrückbare Kupplungen für Triebwerke (vgl. Ausrücker, Bd. 1, S. 406/7) beschleunigen die Masse des anzuschließenden Teiles allmählich unter Reibung; dabei wird nur die Hälfte der bis zur Erreichung gleicher Geschwindigkeit aufgewendeten Arbeit nutzbar zur Massenbeschleunigung und Ueberwindung des Bewegungswiderstandes verwendet, während die andre Hälfte durch die Reibung verzehrt wird. Wenn nämlich die treibende Kraft P gleich dem Widerstand W und der Beschleunigungskraft m dv/dt ist, wird in der Beschleunigungsdauer t die mit der Geschwindigkeit c geleistete Arbeit


Kupplungen [1]

während der Widerstand W mit der Geschwindigkeit 0 bis c, durchschnittlich c/2 überwunden wird und die Massen die Energie mc2/2 aufnehmen, so daß die Nutzarbeit nur 1/2 (W c t + m c2) ist.

[796] Die Bürstenkupplung (Fig. 21) von G. Luther überträgt die Drehung von einer Stirnscheibe auf die andre durch eine aus flachen Stahldrähten gebildete Bürste, deren Spitzen in radiale Furchen der Gegenscheibe eingreifen. Bei übergroßem Widerstand auch während der Beschleunigungsdauer gleiten die Borsten auf der gefurchten Fläche, bis sie imstande sind, mit geringer Biegung die zweite Scheibe in gleichem Gange zu halten.

Reibkupplungen enthalten glatte, gußeiserne Gleitflächen, die fettig zu halten sind, damit sie nicht fressen und rotten. Von dem Anpressungsdruck der Flächen wirkt nur ein kleiner Bruchteil, nach Maßgabe der Reibziffer, nutzbar zur Uebertragung der Umfangskraft. Man strebt bei den verschiedenen Bauarten danach, den Druck innerhalb der Kupplung auszugleichen, so daß außer beim Ein- und Ausrücken keine Kraft von außen auf die Transmission wirkt, ferner die Schwungmassen auszuwuchten, sowie daß eine unrichtige Achslage der beiden Kuppelhälften zueinander möglichst unschädlich bleibt.

Die einfache Kegelkupplung (Fig. 22) ist bis 100 kg Umfangskraft anwendbar; der Normaldruck N der Kegelflächen muß so groß sein, daß seine Reibung f N größer als die Umfangskraft P = M/r wird; im Grenzfall ist gerade f N = P. Die Kraft zum Einrücken ist gleich der axialen Komponente von N, nämlich Q = N sin α = P sin α/f. Man rechnet sonst noch die Reibung der radialen Komponente f N cos α hinzu, so daß Q = N (sin α + f cos α) wird; doch ist das nur für den Fall zutreffend, daß die Kegel beim Stillstand ineinander geschoben werden sollen. Wenn sich aber der treibende Kegel dreht, wird der getriebene Kegel beim Einrücken so lange gleiten, bis er wirklich fest mitgenommen wird, und während der Gleitung in der Umfangsrichtung genügt schon die geringste Axialkraft zur Ueberwindung der Reibung in der Achsenrichtung. Beim Lösen, sowohl während des Ganges als beim Stillstand, wirkt die Reibung f N cos α hindernd. Die zum Ausrücken erforderliche Kraft ist Q1 = f N cos αN sin αP (cos α – sin α/f).[797] Wenn zufällig f = tg α wäre, also Q1 = 0, hielte sich die Kupplung selbst geschlossen und wäre sehr leicht zu lösen. In der Regel ist f kleiner als tg α, daher Q1 negativ, d.h. die Kupplung muß mit der berechneten Kraft geschlossen gehalten werden. Man wählt tg α zwischen 0,1 und 0,2. Damit auch bei der geringen Neigung die Kupplung sicher aufgeht, genügt ein Spielraum von etwa 5 mm zwischen dem losen Kegel; Fig. 23 links, und dem Stellring zwischen den Kegeln, so daß durch den plötzlichen Anstoß der zuvor bewegten Massen die Kegel wie durch einen Hammerschlag getrennt werden. Diese Bauart findet sich an Schraubenschneidmaschinen von J.E. Reinecker in Chemnitz, wobei nach selbsttätiger Entriegelung des Handhebels die kleine fester den Antrieb der Maschine auslöst. Die Sicherheitskupplung (Fig. 24) mit dem unter bestimmtem Druck eingespannten Reibkegel auf einer Elektromotorachse ermöglicht, daß, wenn das Triebwerk einmal durch übergroßen Widerstand aufgehalten wird, der Motor nicht unter Strom zum Stillstand kommt, sondern weiterlaufen kann. Zu gleichem Zweck befestigt man in elektrischen Kranen Zahnradnaben nur mit Reibung auf der Welle, und zwar mit Doppelkegeln oder mittels Lamellenkupplung (Fig. 25).

Die Reibkupplung von G. Polysius (Fig. 26) überträgt die Umfangskraft am inneren Umfang des Mantels durch vier oder sechs Reibschuhe (von 150 bis 300 mm Breite), die in radialer Richtung in Führungen an einer Scheibe verschiebbar sind; sie werden von der auf der Welle verschiebbaren Muffe aus durch Stelzen bewegt, die als Kniehebel wirken und in der Einrückstellung ein wenig über die Totlage durchgeschlagen sind, so daß sich die Muffe nach innen fest anlegt, zur vollen Entlastung des Einrückhebels. Um die Durchdrückung zu ermöglichen, stehen die Stelzen innen auf einem federnden Stahlringe, der die Muffe lose umgibt, so daß er auch einer kleinen Exzentrizität ohne Zwang nachgibt. – Die von der Berlin-Anhaltischen Maschinenfabrik in Dessau gebaute Kupplung nach Dohmen-Leblanc (Fig. 27), das Muster für eine große Zahl verwandter Ausführungen, steuert die Schuhe von der Muffe aus durch Stahlblattfedern. In der Anordnung Fig. 27 dient die Kupplung zur Verbindung der von einem Hilfsmotor getriebenen Seilscheibe mit der durch die Hohlwelle hindurchgehenden Transmissionswelle, die vom Hauptmotor angetrieben wird; hierbei sind die Schuhe durch Gegengewichte gegenüber der Fliehkraft ausgewuchtet, was in all den Fällen entbehrlich ist, wo die Scheibe mit den Schuhen keine eigne Drehbewegung ausführt, sondern nur nach Einrückung der Kupplung mitgeht. Für geringere Umfangskräfte genügt eine glatte zylindrische Reibfläche an Stelle der fester fassenden Rillen. Im allgemeinen vollzieht sich der Eingriff von Reibschuhen nicht frei von Erzitterungen und Geräusch. Die vom Eisenwerk Wülfel vor Hannover eingeführte Hill-Kupplung (Fig. 28) (D.R.P. Nr. 69732 und 89266) faßt mit zwei bis sechs Paar Holzbacken den umlaufenden Kranz von innen und außen zugleich. Die Schuhe werden von der Muffe aus durch die Hebel gegenseitig verstellt und durch eingelegte Schraubenferdern[798] auseinander gehalten. Die Nachstellung erfolgt an radialen Stellschrauben, durch seitliche Klemmschrauben gesichert. Auch bei zufälliger Exzentrizität der Wellen treten Hörende Druckkräfte nicht auf. – Die Gnomkupplung der Peniger Maschinenfabrik (Fig. 29) (D.R.P. Nr. 181551) verspannt die Holzbacken paarweise durch eine radiale, festgelagerte Spindel mit gegenläufigem Gewinde und läßt sich durch Verdrehung der Muttern in den Schuhen nachstellen.

Anstatt der krummflächigen Backen lassen die nächsten drei Kupplungen ebene, volle Ringflächen reiben. In der Bauart von C.L.P. Fleck Söhne in Berlin-Reinickendorf (D.R.P. Nr. 112477) (Fig. 30) spreizen vier federnde Stelzen durch Keile die Reibringe axial auseinander und ziehen sie beim Ausrücken vermöge Schwalbenschwanzeingriff der Keile wieder zusammen, während vier lose Mitnehmerbolzen die Ringe mit der zu kuppelnden Scheibe verbinden. Die Firma Lohmann & Stolterfoht in Witten a. d. Ruhr benutzt nach Fig. 31 durchschlagende Kniehebel an der Muffe und kurze Kniehebel zwischen den Reibringen. Die für Deutschland durch Vogel & Schlegel in Dresden-Plauen vertretene Benn-Kupplung (D.R.P. Nr. 111273 und 155139) (Fig. 32) hält die Reibringe durch zwei (oder vier) seitlich neben der Welle liegende Zugfedern elastisch und in begrenzbarer Stärke in Schlußstellung unter Vermittlung zweier ungleicharmigen Doppelhebel und kleiner Kniehebel, deren Mittelpunkte beim Ausrücken nach innen gezogen werden, wobei sich die Ringe gleichmäßig abheben und auf den Mitnehmerbolzen der angekuppelten Scheibe zusammenschieben, bis ihre Rückseiten an dieser anliegen (vgl. Fig. 30). Spreizkeilkupplungen spannen einen Ring von innen gegen den Trommelumfang, indem sich ein Keil axial in die Fuge des Ringes einschiebt. Ueber die Berechnung der Kräfte und Spannungen hierfür s. [2] mit folgenden Ausrechnungen:


Kupplungen [1]

Die eigenartige Kupplung von Lorenz in Ettlingen (Fig. 33) wird an einzelnen Arbeits maschinen benutzt. Die Drehung überträgt sich von der Riemscheibe B durch Reibung an dem stählernen, belederten Ring A, der mit eigner Federkraft innen am Kranz der Riemscheibe anliegt, auf die Festscheibe K, indem das vorausgehende Ende des Bremsbandes sich rechtsdrehend gegen den Anschluß an der Festscheibe stemmt. Beim Ausrücken legt sich ein sattelförmiger Bremsklotz auf die beiden Ränder der Losscheibe S und der Festscheibe K und hält die lose Scheibe S schneller auf als die schwerere Festscheibe K mit der Arbeitswelle. Dabei bewegt sich die Losscheibe S relativ rückwärts gegen K und hält das mit einem Stift an ihr befestigte nachfolgende Ende des Bremsbandes zurück, so daß es sich vom Kranze der Riemscheibe nach innen abhebt. Die Maschine bleibt dann so lange stehen, bis man das Band wieder frei federn läßt. An Vorgelegen für Werkzeugmaschinen wird eine kleine wirksame Kupplung mit aufliegendem Spannring (Fig. 34) benutzt. Der gußeiserne Ring ist so aufgeschlitzt, daß er mit eineinhalbfacher Umschlingung von der Stellschraube an dem einen Ende bis zur Keilnase am andern Ende die Nabe der losen Riemscheibe umgibt. Beim Einschieben der Muffe unter das freie Hebelende spannt das andre seitlich 1 : 3,5 abgeschrägte Ende den Ring um 0,2 mm lichter Weite zusammen. Die Kupplung von L. Schwarz & Co. in Dortmund (D.R.P. Nr. 133243,[799] 151714, 154236) [3] (Fig. 35) hat u.a. an Walzwerken (bis zu 5000 PS. bei 46 U/M) Anwendung gefunden. Eine vielgängige, aus Stahl geschmiedete Schraubenfeder umgibt eine glatte gußeiserne Muffe; das freie Ende der fester steht mit der vorhergehenden Windung durch einen Hebel in Verbindung, welcher beim Einrücken der Tellerscheibe die erste Umschlingung fest um die Muffe spannt; die hierbei auftretende Reibung zieht die übrigen Gänge der fester allmählich an, bis die ganze Umfangskraft in dem Harken Ende der fester wirkt, das zwischen den Nasen der linken Nabe festliegt. Beim Ausrücken der Tellerscheibe federt das Ganze zurück.

[800] Von den elektromagnetischen Kupplungen zeigt Fig. 36 ein System, wobei der Anlagedruck in den Reibflächen durch magnetische Anziehung hervorgebracht wird (D.R.P. Nr. 179372 der Maschinenfabrik-A.-G. »Vulkan« in Wien). Um den Polabstand zwischen dem durch die Spule magnetisierten Scheibenkranz und der verschiebbaren Scheibe stets möglichst klein zu halten, sind besondere, in verschiedener Weise nachstellbare Reibringe angeordnet. Bei dem geringen Maß der Ankerringverstellung empfiehlt sich nach dem D.R.P. Nr. 134491 von Kammerer eine fest aufgekeilte Nabe mit federnder Stahlplatte (Fig. 37). In der reibungslosen Kupplung Fig. 38 (D.R.P. Nr. 114368 von R. Kennedy) magnetisiert der Strom den inneren auf der Welle sitzenden Stern mit am Umfang verteilten Polen, die den umgebenden Mantelring mit einiger Schlüpfung nach sich ziehen und so die Riemscheibe mitnehmen.

Als Zentratorkupplung, Fig. 39, wird ein Planetengetriebe bezeichnet, das mittels Reibrädern die Drehung einer Elektromotorachse, stark verlangsamt, auf einen vorn angesetzten Wellenstumpf überträgt. Drei (oder vier) Stahlringe drücken zentrisch gegen die kleine Rolle der Motorachse und laufen auf dem äußeren, schräggeschlitzten, nachspannbaren Ringe, so daß sich ihre Mittelpunkte mit der halben Umfangsgeschwindigkeit der Motorrolle im Kreise herum bewegen. Durch die lose in den Ringen steckenden Rollen werden die Kurbelzapfen des Wellenstumpfes mitgenommen. Die Uebersetzung ist gleich dem Verhältnis des Kurbelkreisdurchmessers zum Radius der Motorrolle, z.B. 1 : 10.

Eine Kupplung für veränderliche Geschwindigkeit von Schuckert in Nürnberg (Fig. 40) für elektrisch angetriebene Stickmaschinen ist so eingerichtet, daß eine flache Lederscheibe unter dem Druck einer axialen fester die Kraft auf die Schnurrolle überträgt und dabei um so mehr gleitet, also langsameren Gang gibt, je mehr man die Spannung der fester am Fußtritt nachläßt.


Kupplungen [1]

Literatur: [1] Ernst, Ausrückbare Kupplungen, Berlin 1890; Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1889 und 1890. – [2] Zeitschr. d. Ver. deutsch. Ing. 1898, S. 534 und 795; 1903, S. 599. – [3] Ebend. 1903, S. 266; 1905, S. 1026. – [4] Ebend. 1906, S. 1858.

Lindner.

Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 1., Fig. 2.
Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 4., Fig. 5.
Fig. 3., Fig. 6.
Fig. 3., Fig. 6.
Fig. 7., Fig. 8.
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Fig. 9., Fig. 10., Fig. 11., Fig. 12.
Fig. 9., Fig. 10., Fig. 11., Fig. 12.
Fig. 13., Fig. 14.
Fig. 13., Fig. 14.
Fig. 15.
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Fig. 16., Fig. 19.
Fig. 16., Fig. 19.
Fig. 17., Fig. 18.
Fig. 17., Fig. 18.
Fig. 20., Fig. 22.
Fig. 20., Fig. 22.
Fig. 23.
Fig. 23.
Fig. 21., Fig. 24., Fig. 25., Fig. 27.
Fig. 21., Fig. 24., Fig. 25., Fig. 27.
Fig. 26.
Fig. 26.
Fig. 28.
Fig. 28.
Fig. 29., Fig. 30.
Fig. 29., Fig. 30.
Fig. 31., Fig. 32.
Fig. 31., Fig. 32.
Fig. 33.
Fig. 33.
Fig. 37.
Fig. 37.
Fig. 38.
Fig. 38.
Fig. 34., Fig. 35., Fig. 36., Fig. 39., Fig. 40.
Fig. 34., Fig. 35., Fig. 36., Fig. 39., Fig. 40.

http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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