- Grubeninstrumente [1]
Grubeninstrumente (s.a. Grubenmessungen) sind die vom Markscheider in und auf der Grube verwendeten Meßinstrumente [1][4], zum Teil die bekannten geodätischen Instrumente, die den Grubenverhältnissen künstliche Beleuchtung, beschränkter Raum, schwankender Boden, Heile Visuren, Nässe und Schmutz angepaßt sind, zum Teil besondere Meßapparate zu Lotungen, Orientierungsmessungen, stratigraphischen Bestimmungen, allgemein zu technisch-geophysikalischen Arbeiten. Die Instrumente müssen handlich, aber doch seit gebaut, auch möglichst eisenfrei sein; zur öfteren Reinigung muß man sie leicht zerlegen können. Die Teilungen sind kräftig aber scharf und leicht lesbar anzuordnen. Die Ablesung erfolgt mit der Markscheiderlampe. Letztere muß wegen der magnetischen Messungen eisenfrei sein, was bei Sicherheitslampen bis jetzt nur unvollkommen erreicht ist. Diese Lampen tragen oft einen angesteckten polierten Glasstab, durch den die Lichtstrahlen gehen [1], S. 122, oder eine Vorstecklinse (Ochsenauge). Neuerdings wird auch das gewöhnliche Taschenglühlicht zur Ablesung am Theodolit verwendet.
1. Zur Längenmessung benutzt man allgemein das Stahlmeßband mit Dezimeterteilung und Bezifferung der vollen Meter; das Reststück der Strecken innerhalb des Dezimeters wird bei genaueren Messungen mit einer Millimeterskala, Teil eines zusammenklappbaren Zollstocks (Metermaß), gemessen. Wegen der Messung mit freischwebendem Band wird der Querschnitt des Grubenmeßbandes kleiner als der des Feldmeßbandes genommen, oft nur 0,25 × 10 mm, dagegen die Länge größer, 30 m, auch 50 m, für Schachtmessungen bis 500 m [5]. Das Meßband wird meist zum Einhängen des Endrings in Nägel eingerichtet (Fig. 1); dementsprechend ist der Nullpunkt der Teilung nicht in der Mitte, sondern am Rande des Rings. Zur Messung geneigter Strecken auf festem Boden (Bremsberg) nimmt man auch starke 34 m lange Meßlatten mit Endschneiden und einer ebenen Auflagerfläche für den Gradbogen. Dieser Setzgradbogen (Setzniveau, Fig. 2), vielfach Halbkreis mit Reversionslibelle, gibt die Neigungswinkel auf 1', hat zum Einstellen der Libelle Klemm- und Mikrometerschraube, zum Ablesen einen Nonius. Die allgemeine Verwendung längerer Meßstangen findet des beschränkten Raumes wegen nicht statt. Auch das Borcherssche Maßgestänge zusammenschraubbare Stahlstäbe von je 1 m Länge [4], S. 37 hat keine Verbreitung gefunden. Zu untergeordneten Längenmessungen wird oft die Meßkette verwendet, ein aus Messing geflochtener Meßdraht mit[643] Metermarken. Diese Messingschnur wird vom Meßgehilfen selbst gefertigt und muß öfter und nach Bedarf erneuert werden, da sie sich beim Gebrauche stark und bleibend längt. Zur überschlägigen Messung kürzerer Strecken kann man den in Dezimeter geteilten Stiel des Fahrstocks, des als Stütze beim Begehen (Befahren) der Grube dienenden Stocks, benutzen. Das Schrittmaß kann bei unebenem Boden kaum zur Anwendung kommen; es ist bei der verschiedenen Art der Sohle zu ungleich, zudem verschieden von dem über Tage.
2. Zur Richtungsmessung in der Horizontalebene dient der Kompaß, in der Vertikalebene der Gradbogen. Seltener als Stativkompaß und Setzniveau (vgl. a. Bussole und Gradbogen sowie Fig. 2), öfter als Hängekompaß (Fig. 3, 4 und 6) und als Hängegradbogen (Fig. 11) ausgebildet. Mit dem nötigen Zubehör, wie Vorstecker (Messingstifte und -klammern), Lot, Reserveteile, in umhängbarer Tasche untergebracht, gibt Kompaß und Gradbogen zusammen das Hängezeug. Der Kompaß wird mit eitlem Bügel an einer festen, aus bestem Hanf oder aus Messingfäden gleichmäßig gedrehten Verziehschnur (Markscheiderschnur) mit den Haken H aufgehängt und, wenn notwendig, mit einem Vorstecker gehalten. Im Bügel ist der Ring R drehbar oder fest eingesetzt, im Ring kann sich um die Kompaßachse die Kompaßbüchse B drehen. Der Teilkreis (Stundenkreis) des Kompasses war früher in zweimal zwölf Stunden mit Unterabteilungen, jetzt ist er in Grade geteilt. Bezifferung linksläufig, Ablesung auf 1/10 Grad. Die Hakenlinie HH entspricht der Zielachse des Stativkompasses. Der Hängekompaß ist nicht korrigierbar; er muß aber so gebaut und erhalten sein, daß bei aufgehängtem Instrument 1. die Kompaßbüchse horizontal steht, 2. der Durchmesser 0180° parallel der Vertikalebene durch die Schnur geht [6]. Eine summarische Untersuchung der Fehler des Hängekompasses geschieht durch die Lattenprobe (Fig. 3). Man spannt Schnüre von einem Punkt nach verschiedenen Stellen einer Kante einer vertikal gestellten Latte (Türpfosten); der Kompaß muß für alle Schnüre dasselbe Streichen ergeben. Der Ring R ist gewöhnlich in die Bügelebene umklappbar (Fig. 3), dann läßt sich der Kompaß zusammenlegen und in einer flachen Tasche unterbringen; zur besseren Erhaltung der richtigen Lage der Kompaßachse wird manchmal der Ring im Bügel festgemacht, dafür die beiden Bügelarme etwas drehbar eingerichtet, damit die Tasche des Hängezeugs nicht zu dick wird (Osterlandsches Hängezeug, Fig. 4).
Bei Verwendung des Hängezeugs in der Nähe von Eisen, wo man zur Winkelmessung den Kompaß zentrisch unter den Eckpunkten aufzuhängen hat, kann man, wenn man nicht die etwas umständliche Verkreuzung der Schnüre, Kreuzschnüre (Fig. 7), anwenden will, zwischen Schnur und Kompaß das Hilfshängezeug (Fig. 8) einschalten, eine einfache Vorrichtung in verschiedener Ausführung, welche die beiden Haken einseitig gegen die Kompaßmitte zurückverlegt. Das Hilfshängezeug wird an die Schnur, der Kompaß an das Hilfshängezeug gehängt. Hilfshängezeuge von Braunsdorf, Reichelt, Lehmann, Penkert, Langer sind ausführlich beschrieben in [1], S. 153160.
Zum Kompaß gehört die Zulegeplatte, eine rechteckige Messingplatte, in welche die Kompaßbüchse so eingesetzt werden kann, daß die 0180° Linie parallel den Längskanten (Ziehkanten) geht (Fig. 9). Mit dieser Vorrichtung kann man die Kompaßzüge zulegen (aufzeichnen), indem man den Grubenriß auf dem Zeichentisch orientiert[644] legt, den Kompaß wieder auf die abgelesenen Streichrichtungen einteilt und danach die Messungen mit Maßstab und Zirkel aufträgt. Jetzt verwendet man zum Aufzeichnen von Kompaßzügen meist den Halbkreistransporteur (Fig. 10). Um den Mittelpunkt einer Grad- (auch Stunden-)Teilung ist ein Arm A drehbar, dessen eine Längskante (Ziehkante) genau zum Mittelpunkt gerichtet m. Das Feststellen des Arms geschieht mit einer Klemmschraube, für genauere Einstellungen dient ein Nonius, eine Mikrometerschraube und eine drehbare Lupe l. Zur Vermeidung des Zentrier- und Richtungsfehlers ist eine Anschlagkante parallel der 0180° Linie der Teilung vorhanden; mit dieser Kante wird der Transporteur an einem mit Zwingen Z am Zeichentisch beteiligten Lineal L verschoben. Mit gelegentlicher Verwendung noch eines Zeichendreiecks für Richtungen, die nahezu parallel der Nullinie gehen, ist diese Art des Zulegens bequem und genau.
Zu kleineren Richtungsaufnahmen wie zur Bestimmung von Streichen und Fallen von Gebirgsschichten nimmt man den Geognosierkompaß (Fig. 5) oft in Taschenuhrform; Gradbogen und Kompaß mit Zulegeplatte sind hier vereinigt, die Ziehkante (bei Taschenuhrform aufklappbar) wird hier zur Anschlagkante. Der Gradbogen ist durch ein um die Pinne sich drehendes starres Lot mit der zugehörigen Teilung auf der Grundplatte der Kompaßbüchse gebildet. Ist der Geognosierkompaß zum Anschrauben eines kleinen Hängebügels eingerichtet, so hat man den Steigerkompaß (Fig. 6).
Der Hängegradbogen oder Hängebögen (Fig. 11) ist ein geteilter Halbkreis, in dessen Mittelpunkt ein Lot an einem seinen Seidenfaden oder Frauenhaar hängt. Der Gradbogen wird mit den Haken H an die straff gespannte Verziehschnur angehängt, die Hakenlinie ist senkrecht zur Nullinie der Teilung. Die Ablesung geht von 0 bis ± 90° bei 1/10 bis 1/20 Grad Genauigkeit. Der Schwerpunkt S des aufgehängten Bogens ergibt sich aus der festen Lage des Schwerpunkts s1 des Gerippes und der veränderlichen Lage desjenigen s2 des Lots, seine Lage ist also mit der Neigung der Schnur veränderlich; stets aber geht die Schwerlinie näher am oberen Haken vorbei als am unteren, ao ist kleiner als au. Die Belastung der Schnur und damit ihre Durchbiegung am oberen Haken ist also immer größer als am unteren, man erhält alle Neigungswinkel zu klein. Fällt die Schwerlinie jenseits des oberen Hakens, so muß man den unteren Haken durch einen Querstift an der Schnur festhalten, sonst würde er sich abheben. Wegen der ungleichen Schnurdurchbiegung nimmt man den Gradbogen möglichst leicht (Aluminium) und spannt die Schnur recht fest an. Junge in Freiberg suchte gleichen Schnurdurchhang dadurch zu erreichen, daß er den Bogen etwa ein Zehntel der Schnurlänge oberhalb der Mitte aufhing, Borchers in Clausthal und Schmidt in Freiberg suchten die Winkelverbesserung für den in der Schnurmitte aufgehängten Gradbogen zu ermitteln [7]. Die Prüfung des Gradbogens geschieht durch Umhängen an Schnüren verschiedener Neigung (s. oben die Lattenprobe); eine konstante Abweichung beider Ablesungen zeigt den doppelten (durch Umhängen unschädlich zu machenden) Indexfehler an, eine veränderliche Abweichung weist auf einen Exzentrizitätsfehler hin. Besondere Formen des Gradbogens, Vollkreis von Schneider zur Erzielung gleichen Durchhangs, und Hängeniveau von Borchers mit besonderer Zielvorrichtung zur Ausschaltung des Durchhangfehlers, haben nach Einführung des Theodolits keine Verbreitung mehr gefunden.
Zu Richtungsbestimmungen dienen auch die Apparate zur Schachtlotung (s.d.), ferner die Instrumente zur Bestimmung des Streichens und Fallens kernfähiger Gebirgsschichten bei Bohrungen und zur Feststellung des Verlaufs der Bohrlöcher selbst (s. Stratameter); sodann die Orientierungsinstrumente (s. Orientierungsmessungen).
Als eine besondere Vorrichtung zur Bestimmung von Durchschlägen sei der von Borchers verwendete Magnetapparat genannt [4], S. 282308.
2a. Instrumente zur Aufsuchung magnetischer Erzlagerstätten [2], Abschn. XI, S. 329395 (s.a. Erdmagnetismus). Der schwedische Bergkompaß (Fig. 12) ist ein einfaches Instrumentchen mit einer Magnetnadel M, die sich sowohl um die Pinne P horizontal, als auch um die Achse A (bis zu einer gewissen von der Aussparung in der Magnetnadel abhängigen Neigung) vertikal drehen kann. Die Nadel ist in einer kleinen, an einer Schnur freihändig zu tragenden Büchse mit Glasdeckel untergebracht, auf dem Boden der Büchse ist eine Windrose. Zur besseren Vermessung erdmagnetisch stark gestörter Gebiete dient das Thalén-Tibergsche Magnetometer (Fig. 13). Ein Kompaß kann horizontal und vertikal gestellt werden, die Büchse trägt die Kippachse K, die Kompaßnadel (Fig. 13a) hat eine Drehachse, die beiderseits in Steinlagern geht. Außerdem ist für die Messung der Vertikalintensität der Schwerpunkt der Achse absichtlich exzentrisch gelegt, so daß die Schwerkraft Q und die Vertikalintensität Z sich das Gleichgewicht halten. Bei horizontal gestelltem Kompaß mißt man mit dem Diopter D, D die Mißweisung, mit dem Arm A, A und dem in Fig. 13b dargestellten Ablenkungsmagnet die Horizontalintensität. Dieser Magnet wird auf den Schlitten S, S gelegt, der Schlitten kann auf dem mit Teilung versehenen Ablenkungsarm verschoben und festgeklemmt werden. Mit vertikal gestellter Kompaßbüchse mißt man die Vertikalintensität. L1 und L2 sind[645] Dosenlibellen. In der Grube wird zur Messung der Vertikalintensität das Instrument manchmal ohne Stativ benutzt; man nimmt dann die Büchse vom Unterteil ab und hält den Kompaß freihändig am Bügel B: Zu genauen Aufnahmen, insbesondere zur Schaffung von Stützpunkten für die vorgehend beschriebene Messung, benutzt man einen Magnettheodolit [8].
3. Die Winkelmessung in der Grube kann mit dem Kompaß selbst ausgeführt werden (s. Grubenmessungen); man hat an die Stelle des Kompasses vielfach die Eisenscheibe (Name von der Verwendung in der Nähe von Eisen) genommen (Fig. 14). Auf eine horizontale Spreize wird eine (Messing-)Scheibe mit Stunden- oder Gradteilung aufgeschraubt. Um die Achse der Teilung dreht sich ein auf einer Säule sitzender kippbarer Arm zum Befestigen der Verziehschnur. Zwischen zwei Scheiben wird die Schnur gespannt und auf dem Teilkreise werden die Horizontalwinkel aufeinander folgender Schnüre bestimmt. Die Eisenscheibe wurde auch mit einem an der Säule befestigten Höhenbogen versehen, sie ist der Vorläufer des Theodolits.
Der Theodolit wurde in der Grube vor rund 100 Jahren zuerst von Breithaupt verwendet zugleich mit Grubensignalen [9]; seine allgemeine Einführung erfolgte aber erst vor ungefähr 50 Jahren. Jetzt ist der Theodolit das Hauptinstrument des Markscheiders. Der Grubentheodolit muß für Aufteilung mit und ohne Stativ, über und unter Festpunkten, für kurze, auch für Meile Visuren und für astronomische Messungen eingerichtet sein. Er hat eine Zentrierspitze zum Anstecken an die Hauptachse und eine Zentriermarke auf dem Fernrohrmantel oder bei exzentrischem Fernrohr auf der Kippachse, die bei horizontalem Fernrohr in der Verlängerung der Hauptachse liegt (statt dessen auch Zentrierbänkchen von Brathuhn auf der Kippachse), ein Fernrohr mit langem Okularauszug, Okularprisma mit Blendglas, Illuminator zur Beleuchtung des Fadenkreuzes, dazu ein auswechselbares zweites exzentrisches Fernrohr. Auch eine empfindliche Kippachsenlibelle. Das Fadenkreuz kann einfach oder mit Distanzfäden (für kleine Multiplikationskonstante) versehen sein, es kann aber zur Messung kleiner Winkel auch zur Okularskala ausgebildet sein. Gewöhnlich hat der Grubentheodolit eine Vorrichtung zur Verbindung mit einem Orientierungsmagnetometer, Röhrenkompaß oder einer Kastenbussole. Die Ablesevorrichtungen (Nonien) sind mehrfach zur bequemeren Ablesung verschoben von der Kippachsenrichtung gegen das Fernrohr. Alle empfindlichen Instrumententeile müssen geschützt sein. Der gewöhnliche Grubentheodolit ist ein Repetitionstheodolit mit horizontal meist 30'', vertikal meist 1' Lesung. Stativkopf und Aufstellungsarm müssen große zentrale Oeffnungen zur Verschiebung des Instrumentes beim Zentrieren haben. Die Stativbeine müssen verkürzbar sein. Wegen der oft nur wenige Meter langen Zielweiten ist eine scharfe Punktbezeichnung und die genaueste Zentrierung wichtig.
Bei der Messungsart mit verlorenen Punkten (s. Grubenmessungen) läßt sich der Zentrierfehler fast ganz wegschaffen. Breithaupt in Kassel verwendete zuerst den Theodolit mit Zieltafeln (Grubensignale), er führte die Steckhülsenvorrichtung ein [10]. Die Zieltafeln stecken mit Zapfen in Dreifüßen, die genau gleich dem Dreifuß des Theodolits sind. Der Theodolit selbst steckt mit einem Zapfen um die Hauptachse in seinem Dreifuß, er läßt sich durch Lösen einer Klemmschraube abheben; ebenso lassen sich die Zieltafeln lösen und gegen den Theodolit auswechseln. Die Dreifüße werden auf drei Stativen oder auf Wandarmen oder auf Spreizen in der gewöhnlichen Weise aufgeschraubt. Die Zieltafeln sind zentrierbar, nach Drehung um 180° und Durchschlagen muß der Zielpunkt in gleicher Lage erscheinen. Die Kippachsen von Theodolit und Zieltafeln behalten immer gleiche Höhe über den Dreifüßen, im Gegensatz zur Freiberger Aufstellung kann man alle drei Stellschrauben zur Horizontierung verwenden. Die Breithauptsche Aufstellung eignet sich besonders zu scharfen Messungen in wenig geneigten Strecken (Grundstrecken, Tunnel), wo die Längenmessung auf der Sohle erfolgen kann oder auch wo sie mit freischwebendem Bande gut möglich ist, wobei das Band in Seilzapfen eingehängt wird, die statt der Zieltafeln in die Dreifüße eingesteckt werden.
Eine etwas andre Durchbildung hat die Freiberger Aufstellung. Auf Spreizen werden Aufstellungsschrauben beteiligt, deren oberer Teil, als Prisma ausgebildet, zur Aufnahme von Untersätzen dient; in diese Untersätze werden Theodolit und Zieltafel eingesetzt. Die Aufstellungsschraube wird mit einer auf das Prisma aufsetzbaren Dosenlibelle genähert vertikal gestellt, dann erst wird sie festgeschraubt. Bei Haltearmen für vertikale Spreizen macht man die Schraube mit dem Prisma in der Längsrichtung des Arms etwas beweglich (Fig. 15). Die Freiberger Aufstellung ist von Hildebrand in folgender, durch Treptow in der 1. Auflage dieses Werks beschriebenen Art durchgebildet worden: die Fig. 1618 zeigen die Einzelheiten. Fig. 16 stellt eine Spreizenschraube s dar, die durch Anziehen der Flügelmutter m auf einer durchbohrten, zwischen die Streckenflöße eingelegten Spreize S befestigt ist. Soll die Schraube unter einem Lothäkchen oder dergl. (s. Festpunkte[646] und Anhaltspunkte) zentriert werden, so wird in der Bohrung des Häkchens die Schnur des Zentrierlotes (genau gearbeitetes Lot, dessen Spitze in der Verlängerung der Fadenachse liegt) eingezogen, die Bohrung in der Spreize mit einem etwas größeren Bohrer hergestellt und die Schraube mittels zweier Unterlagsscheiben u (in Fig. 16 ist nur die obere zu sehen) auf der Spreize befestigt. Die Schraube kann hierbei genau unter das Lot gerückt und durch Zurichten der Spreize angenähert lotrecht gestellt werden. Der obere Teil der Schraube trägt eine Platte Q und darüber ein dreiseitiges Prisma P; am äußersten Ende ist eine Auskehlung von bestimmter Stärke eingedreht, um das Meßband M für die Längenmessung anhängen zu können; die Schraube endet in eine kleine Spitze für die Zentrierung. Fig. 17 und 18 zeigen die Aufstellung des Signales und des Theodoliten mit Hilfe des Untersatzes U. Derselbe paßt genau auf das dreiseitige Prisma der Schraube und wird außerdem durch die Preßschraube p festgestellt; er trägt eine dreilappige Platte und hierauf eine Keilnut & und zwei radial etwas verschiebbare Unterlagsplatten k. Oben ist der Untersatz zentral und kreisrund ausgebohrt, um den unten mit Kugel versehenen Zapfen des Theodoliten bezw., Signaldreifußes aufzunehmen. Nach der Vertikalstellung des Theodoliten wird durch die Preßschraube p1 die feste Verbindung hergestellt. Der Zielpunkt des Signals und die Achse des Theodolitfernrohrs haben die gleiche Höhe, sogenannte Instrumenthöhe über der Schraubenplatte Q, so daß am Höhenkreise der wirkliche Höhenwinkel abgelesen werden kann. Um nämlich die Instrumenthöhe konstant zu erhalten, hat das Signal (Fig. 17) einen justierbaren festen Fuß f1, und am Theodoliten wird nach Zwischenlegen der Scheibe z ebenfalls eine Fußschraube f1 auf dieselbe gleichbleibende Höhe festgestellt. Diese festen Fußpunkte kommen beim Wechsel von Theodolit und Signal auf die Keilnut des Untersatzes zu stehen, und hierdurch haben Theodolit und Signal nach der Vertikalstellung mittels der beiden andern Fußschrauben genau dieselbe Instrumenthöhe. Außerdem sind sie jedesmal nach der Spitze der Spreizenschraube genau zentriert, und die bei Polygonzügen so Hörenden Zentrierungsfehler sind auf das äußerste Maß eingeschränkt. Fig. 17 zeigt das jetzt übliche Signal, und zwar mittels Schraube auf einem in die Zimmerung eingeschraubten Arm aufgestellt, welches die Stelle der alten Lampen vertritt; es waren dies Setzlampen, welche auf die Spreize gesetzt und durch Verrücken aus freier Hand zentriert wurden, oder Hängelampen, deren Flamme nach dem Anhängen im Festpunkte sich senkrecht darunter einstellte. Das Signal besteht aus dem Dreifuße D mit dem festen Fuße f1 und den beiden Fußschrauben f; hierin ist der Träger T der Zielscheibe B mit senkrechter Achse drehbar. Zum Vertikalstellen ist eine Dosenlibelle O vorhanden, die Zielscheibe läßt sich zur Justierung durchschlagen. Die Erhellung wird durch eine Kerze mit Reflektor oder eine Sicherheitslampe erreicht. Mittels des kleinen, an der Zielscheibe befindlichen Diopters stellt der Gehilfe diese angenähert senkrecht zur Visierlinie des Theodoliten.
Die Freiberger Aufstellung erlaubt nur die Benutzung zweier Stellschrauben zum Horizontieren; sie eignet sich vorzüglich in Strecken mit schwieriger Längenmessung, besonders wenn Holzzimmerung vorhanden ist. Man nimmt dann Zielweiten innerhalb der Meßbandlänge und hängt das Meßband in der in Fig. 16 gezeigten Weise in das Prisma ein.
Zur optischen Distanzmessung in der Grube verwendet man Milchglasskalen mit enger Teilung wegen der meist kurzen Zielweiten.
Die Beleuchtung der Zielpunkte (Lotschnur, Zieltafel) geschieht von rückwärts mit der Grubenlampe, wobei man nach Bedarf vor die Lampe eine Mattscheibe oder ein Stück Papier steckt. Die Lötlampe, Hängelampe, als Grubensignal ist kaum mehr im Gebrauch, an ihre Stelle ist Lot und Zieltafel getreten; bei sehr langen Visuren kann man die gewöhnliche Grubenlampe als Signal benutzen.
[647] 4. Die Höhenmessung kann als unmittelbare vertikale Längenmessung, so in feigeren Schächten oder mit Horizontübertragung in tonnlägigen Schächten erfolgen. Zur Horizontübertragung auf kleine Entfernungen, z.B. von der Hängebank in Schacht, vom Schacht ins Füllort, nimmt man den Hängebögen oder auch die Hängelibelle, beide mit ihren Haken an die straff gespannte Verziehschnur gehängt. Für größere Höhenmessungen in flachen Strecken kommt die Höhenwinkelmessung in Betracht, für weniger genaue Bestimmungen auch der Gradbogen, für scharfe Messung in söhligen Strecken aber nimmt man Nivellierinstrument und Grubennivellierlatte. Man verwendet das gewöhnliche Nivellierinstrument mit langem Okularauszug und mit verkürzbarem Stativ. Die Nivellierlatte muß kurz sein. Man hat Stand- und Hängelatten (Fig. 19 und 20) aus Holz mit gemalter, Mattglas mit geätzter und Messing mit durchsägter Teilung. Am bekannteren ist die Grubennivellierlatte von M. Schmidt, eine 1,5 m lange Standlatte, die längs einer hinter ihr stehenden Latte um je volle Dezimeter verschoben und so auf nahezu doppelte Länge gebracht werden kann. Eine Ergänzung hierzu ist ein seitwärts der Latte angebrachtes, mit Dezimeterbezifferung versehenes Band von Bimler, das sich beim Verschieben von selbst auf- und abwickelt (Fig. 19) [11]. Die Beleuchtung der Standlatte geschieht durch die Grubenlampe; man kann dazu mit Vorteil die Latte mit einem seitlich aufklappbaren, innen weiß gestrichenen Deckel als Reflektor versehen.
Literatur: [1] Brathuhn, O., Lehrbuch der Markscheidekunst, Leipzig 1902. [2] Uhlich, Lehrbuch der Markscheidekunst, Freiberg i. S. 1901. [3] Bauernfeind, Vermessungskunde, Bd. 2, 4. Abschn., Stuttgart 1890. [4] Borchers, Markscheidekunst, Hannover 1882. [5] Haußmann, Beiträge zur Theorie des Stahlmeßbands, Mitt. a. d. Markscheiderwesen, Heft 4, 1902. [6] Fenner, Die Fehler des Hängezeugs und ihr Einfluß auf den Streichwinkel, Prüfung und Berichtigung derselben, Zeitschr. f. Vermessungswesen 1890. [7] Schmidt, M., Verbesserung der mit Schnur und Gradbogen gemessenen Seigerteufen, Jahrb. f. Berg- u. Hüttenwesen in Sachsen, 1884. [8] Haußmann, Der Eschenhagen-Tesdorpfsche Magnettheodolit, Zeitschr. f. Instrumentenkunde 1906. [9] Breithaupt, H.C. W., Beschreibung eines neu erfundenen Markscheideinstrumentes nebst Anweisung zum Gebrauch, Kassel 1800. [10] Breithaupt, W., Die Aufstellung des Breithauptschen Theodolits mit Signalen in der Grube, Oesterr. Zeitschr. f. Berg- u. Hüttenwesen 1895. [11] Klose, Sine verschiebbare Grubennivellierlatte, Mitt. a. d. Markscheiderwesen, Heft 4, 1902.
Haußmann.
http://www.zeno.org/Lueger-1904.