Goldarbeiten

Goldarbeiten

Goldarbeiten, die Erzeugnisse der Goldschmiede- und der Juwelierkunst. Die Goldschmiedekunst umfaßt hauptsächlich die Herstellung von Gefäßen und Geräten, die Juwelierkunst die Herstellung von Schmuckwaren, oft unter Verwendung von Edelsteinen (s.d.). Besondere Arbeiten sind das Treiben, Niellieren, Emaillieren, die Filigranarbeit. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Gold- und Silberarbeiten ist nicht vorhanden.

Die Herstellung von Gefäßen und Geräten in edelm Metall, von denen die zu kirchlichen Zwecken einen großen Raum einnehmen, gleicht im ganzen derjenigen in Kupfer, Messing, Neusilber, Nickel u.s.w. Das Gold- oder Silberblech von entsprechender Stärke wird von Hand oder mittels Maschinen zugeschnitten und durch Pressen, Treiben, Prägen (s. Edelmetallverarbeitung) oder auch bei glatten und runden Gegenständen durch Drücken (s.d.) in die gewünschte Form gebracht und durch Anbringung von Gravierungen (s. Gravieren) oder andern Verzierungen sowie durch Anbringung von Edelsteinen künstlerisch ausgestaltet. Auch andre Arbeitsmethoden finden vielfache Anwendung, so die Kügelchenarbeit, bei der durch nebeneinander aufgelötete kleine Goldkügelchen, besonders am Rande von Fassungen, eigenartige Wirkungen erzielt werden; ferner zur Belebung und Ausschmückung größerer Flächen das Färben (vgl. a. Galvanochromie) und Mattieren (vgl. a. Mattbrennen und Mattvergoldung), das Irisieren (s. Irisierende Metalloberflächen) und Inkrustieren (s. Inkrustationen) sowie das Guillochieren (s.d.), die Anbringung von Emaille und Niello (s.d.). Da zur Anfertigung der Goldarbeiten großes Geschick sowie hoher künstlerischer Geschmack notwendig ist, hat man in jüngster Zeit wertvolle Kunstwerke vielfach auf galvanoplastischem Wege (s. Galvanotechnik) nachgebildet, um durch diese billige und mechanische Vervielfältigung eine größere Verbreitung solcher ursprünglich sehr kostbaren Erzeugnisse zu erlangen; auch zur Herstellung von Gegenständen aus weniger edelm Metall bietet die Galvanotechnik durch das Vergolden und Versilbern ein geeignetes Verfahren.

Gefäße und Hohlkörper. Zur Anfertigung von Gefäßen und künstlerischen Gegenständen der verschiedensten, auch hohlen Formen, deren Erzeugung in einem Stück bisher äußerst schwierig war und an denen die Anbringung von erhabenen oder vertieften Figuren eine hohe Kunstfertigkeit forderte, wendet man in jüngster Zeit das Huber-Preßverfahren (s.d.) an, mit dessen Hilfe die gleichzeitige Ausarbeitung der verschiedensten Formen und Verzierungen auf maschinellem Wege ermöglicht wird. Auf diesem Arbeitswege (s. Edelmetallverarbeitung) wird das Material je nach der mehr oder weniger großen Formänderung verschiedenemal geglüht. Nach entsprechender Formgebung wird der Grat an der Kante durch Feilen oder Schleifen entfernt (abgezogen); die Böden und Unterteile werden auf das Fassonstück hart aufgelötet (s. Löten).

Ohrringe und Broschen werden in ähnlicher Weise hergestellt und erhalten durch Anloten Oefen, Bügel bezw. Scharniere mit Nadeln u.s.w.

Reisen und Ringe. Einfache, nicht zu breite Reisen, glatte Fingerringe u. dergl. verfertigt man teils aus rundem, halbrundem oder geplättetem, entweder glattem oder kordiertem oder mit der Schneidzange verziertem Drahte, teils aus schmalen Blechstreifen, biegt diese mittels der Ringzange oder über einen Dorn und lötet sie an den Enden stumpf zusammen. Sind mehrere gleiche Ringe anzufertigen, so werden sie, ebenso wie die Kettenglieder, durch Winden über einem Dorne hergestellt. Verzierungen werden öfters erst nach dem Löten eingewalzt,[589] indem man den Ring auf eine Walze von kleinerem Durchmesser aufsteckt. Breite Ringe werden meist hohl hergestellt, indem sie aus einem äußeren konvexen und einem inneren flachen Reisen zusammengelötet werden. Ist der Reif glatt, so erhält er seine rinnenartige Querkrümmung durch Aufbuckeln mit Walzen oder im Schlagwerke oder mit Hilfe der Hohlbiegezange. Ist er verziert, so wird er aus dünnem Blech flach in einer Stanze gepreßt und hernach gebogen; besser wird er mit gravierten Walzen bearbeitet oder mittels Punzen getrieben. An Siegelringen wird auf dem inneren Reif zu jeder Seite eine Hälfte des äußeren Reifs aufgelötet und zwischen beiden Hälften die Zarge zur Fassung des Steins eingelötet.

Ketten. Zur Herstellung von Ketten wird meistens Draht angewendet, und zwar rund oder halbrund, vierkantig, geplättet, glatt oder kordiert oder anderweitig verziert. Die einzelnen Glieder werden gewöhnlich dadurch hergestellt, daß man den Draht in schraubenförmigen, dicht aneinander liegenden Windungen um einen Dorn wickelt, die so gebildete Drahtröhre abzieht und der Länge nach aufschneidet, nachdem sie mitsamt dem Dorne zur Beibehaltung der Krümmung ausgeglüht ist. Die einzelnen Ringe werden ineinander gehängt, zusammengebogen und meistens mittels Schlaglot zusammengelötet. Bei seinen Kettchen werden gewöhnlich zwei und zwei Glieder an den Schnittfugen zusammengelötet, so daß ein Gelenk und eine feste Verbindung von zwei Gliedern abwechseln, wodurch eine größere Fertigkeit gesichert wird, ohne die Biegsamkeit der Kette wesentlich zu beeinträchtigen. Um der Kette ein flaches, bandartiges Aussehen zu geben, wendet man gedrehte Glieder an, die man einzeln mit der Zange unmittelbar nach dem Löten entsprechend biegt. In neuerer Zeit werden Ketten selbsttätig mittels Maschinen verfertigt. Eine besonders seine Kettenarbeit stellen die Venezianerkettchen dar, von denen die feinsten 38 Glieder in der Länge eines Zentimeters enthalten. Auch Kettenglieder aus Blech, die mittels eines Durchschnittes in beliebiger Gestalt ausgeschnitten werden, werden verfertigt und durch Ringelchen von Draht aneinander gehängt. Kugelketten als Halsketten oder Armbänder, bei denen gewöhnlich mehrere solcher Ketten nebeneinander an Schließen gereiht werden, bestehen aus hohlen Blechkugeln mit zwei Löchern und aus kurzen Drahtstiften, die durch die Löcher zweier benachbarter Kugeln mit Spielraum eintreten und innerhalb jeder Kugel ein Köpfchen haben. Zu ihrer Herstellung werden kurze Stücke von Blechröhrchen nach dem Eindecken der Stifte zwischen zwei Stempeln zur Kugelform gestanzt.

Gußwaren. Das Gießen hat bei Gold und Silber hauptsächlich den Zweck, diese Metalle für die weitere Verarbeitung vorzubereiten (s. Edelmetallverarbeitung). Eigentliche Gußwaren werden aus Gold und Silber nur in wenigen Fällen erzeugt (z.B. massive Ringe und Schmuckstücke), weil sie einesteils wegen der Kostbarkeit dieser Metalle zu teuer werden und andernteils die Darstellung scharfer und reiner Güsse namentlich beim Golde mit Schwierigkeiten verbunden ist, indem dieses sich beim Erstarren stark zusammenzieht. Als Formmaterial dient seiner und fetter Formsand, Os Sepiae (s. Fischbein, weißes, S. 42). Auch Marienglas in geeigneter Zubereitung, von den Goldarbeitern kurz Spat genannt, sowie Tripel finden Verwendung. Zu Modellen für den Gold- und Silberguß eignet sich am besten das Schriftgießermetall. Die Sepia wird entweder in gepulvertem Zustande wie Formsand verwendet oder in festem Zustande, indem man zwei Stücke mit ebenen Flächen versieht, sie mit Kohlenstaub einreibt, in jede derselben das Modell bis zur Hälfte eindrückt und nach Entfernung des Modells beide Teile, nachdem man noch vorher eine kleine Gußrinne eingekratzt hat, genau passend wieder zusammenfügt.

Bei Verwendung von pulverigem Formmaterial benutzt man Form- oder Gießflaschen aus Schmiedeeisen oder Messing, zum Gießen von Tafeln u.s.w. sogenannte Eingüsse (s. Edelmetallverarbeitung, Bd. 3, S. 209). Vielfach werden Abgüsse von Naturobjekten, wie Blumen, Blättern, Insekten, Käfern u.s.w., hergestellt, wobei diese Objekte selbst als Modell dienen. Der abzugießende pflanzliche oder tierische Körper wird in einem Kästchen durch seine Drähte frei schwebend gehalten, wobei beispielsweise die Füße mit einem Kranz von Wachs verbunden werden, der beim Gießen einen Verbindungskanal für die seinen Füße bildet, und der ganze Raum des Kästchens mit einer Masse ausgegossen, die aus 3 Teilen gebranntem Gips und 1 Teil sehr seinem Ziegelmehl besteht und die mit Wasser, in dem zu gleichen Teilen Alaun und Salmiak aufgelöst ist, zu einer breiartigen Masse angerührt wird. Um die Bildung von Luftblasen zu verhindern, wird der Tierkörper vorher mit dieser Masse sorgfältig überpinselt. Vorher eingelegte Drahtstücke liefern nach Herausziehen derselben aus der ausgefüllten Form die zum Entweichen der Luft notwendigen Röhrchen bezw. den Einguß. Nach langsamem Anwärmen wird die Form geglüht, wodurch die Verbrennung des eingeschlossenen tierischen Körpers erfolgt. Zur Entfernung der tierischen Asche wird die erkaltete Form mit Quecksilber ausgeschwenkt. Nach vollendetem Gusse wird die Form in Wasser erweicht, um ein Verletzen der seinen Gußteile zu vermeiden. Nach der rohen Fertigstellung werden die Gegenstände durch Feilen, Schleifen, Schaben, Sieden bearbeitet, ferner durch Polieren, Aetzen, Gravieren und Ziselieren. Teilweise bleiben die Erzeugnisse matt, teilweise werden sie poliert oder verschiedentlich gefärbt. Gegenstände von geringem Feingehalt sowie von Silber werden vielfach vergoldet, um ihnen den Anschein höheren Wertes zu verleihen bezw. den einfachen Silberfarbenton zur Erhöhung der künstlerischen Wirkung zu unterbrechen.

Das Sieden hat den Zweck, dem Edelmetalle die natürliche Farbe wiederzugeben, die ihm nach seiner Zusammensetzung zukommt und die es während der öfteren Bearbeitung im Feuer infolge der Oxydation des in der Legierung enthaltenen Kupfers verloren hat, so daß es matt und grauschwarz erscheint. Zu diesem Zwecke wird der Gegenstand zuerst noch einmal geglüht, um den Oxydüberzug gleichmäßiger zu erhalten, und darauf in stark verdünnter Salpetersäure oder in verdünnter Schwefelsäure gekocht. Der zum Sieden des Silbers (Weißsieden) gewöhnlich gebrauchte Sud besteht in einer Auflösung von 1 Teil Weinstein, 2 Teilen Kochsalz und 32–48 Teilen Wasser.[590] Das Färben des Goldes hat den Zweck, die durch den Sud hervorgebrachte natürliche Färbung zu veredeln, indem den Stücken das Ansehen des reinen, unlegierten Goldes, das sich durch keine schöne hochgelbe Farbe auszeichnet, gegeben wird. Zu diesem Zwecke wird auf der Oberfläche des Gegenstandes ein sehr dünnes Häutchen reinen Goldes durch Wirkung eines Auflösungsmittels erzeugt, mittels dessen von der Oberfläche der Arbeit nicht nur ein Teil des in der Legierung enthaltenen Silbers und Kupfers entfernt, sondern auch eine äußerst dünne und gleichmäßige Schicht reinen Goldes auf der Oberfläche niedergeschlagen wird. Die gewöhnliche Farbe, Weißfarbe genannt, zum Unterschiede von der außer Gebrauch gekommenen Grünfarbe, besteht aus 2 Teilen Salpeter, 1 Teil Kochsalz und 1 Teil Alaun bezw. Salzsäure. Vielfach wird das Färben auch dadurch bewirkt, daß man die Gegenstände mit einer schwachen galvanischen Vergoldung verlieht. Vor dem Färben müssen die Gegenstände sehr gut gereinigt und gesotten werden. Die Gegenstände hängen hierbei an einem Silberdrähte. Ein ähnliches Verfahren dient zum Mattieren des Goldes. Verschiedene Färbungen werden auch unter Benutzung von Glühwachs vorgenommen. Dieses wird bereitet für Rotfärbung aus 12 Teilen Wachs, 8 Teilen Grünspan, 6 Teilen Blutstein, je 4 Teilen Kupferasche und Zinkvitriol, 2 Teilen Eisenvitriol und 1 Teil Borax; für grünliche Färbung aus 12 Teilen Wachs, 8 Teilen Zinkvitriol, 6 Teilen Blutstein, 4 Teilen Grünspan, je 2 Teilen Kupferasche und Eisenvitriol, 1 Teil Borax, alles zusammengeschmolzen und zu Stangen geformt. Das Glühwachs wird auf die erhitzten Gegenstände gestrichen, über Holzkohlenfeuer abgebrannt und mit Weinstein und Wasser entfernt. Um den Glanz der Goldfarbe zu heben, werden die erhitzten Gegenstände mit einer Mischung von 6 Teilen Kalisalpeter und je 3 Teilen Zinkvitriol, Alaun und Kochsalz überzogen, bis zum Schwarzwerden erhitzt, mit Weinessig gereinigt und in Sägespänen getrocknet. Das beliebte, fälschlich sogenannte oxydierte Silber, ein Schwefelsilber, wird hergestellt, indem man in 1 l Wasser 8 g Chlorammonium und 4 g Schwefelammonium löst und die Gegenstände in die auf 80° C. erhitzte Lösung eintaucht; zur Erhöhung der Wirkung wird oft die entstandene graue Färbung auf den erhabenen Stellen abgerieben.

Das Schleifen bezw. Polieren geschieht bei Edelmetallen mittels des gewöhnlichen blauen Schleifsteins, Bimsstein und Holzkohle bezw. Os Sepiae, Polierrot, Tripel, Caput mortuum, Knochenasche, Kienruß u.s.w., das Hochglanzpolieren mittels Polierstählen und Blutsteinen, die in Zwingen gefaßt werden.

Zum Putzen von schmutzigen Gold- und Silbersachen verwendet man Cyankaliumlösung oder bürstet und reibt die Stücke mit Salmiakgeist, Magnesia, Schlemmkreide oder Weinsteinpulver und Wasser ab. Das Aetzen dient gleichsam als Ersatz für das Gravieren, indem man auf der Oberfläche des Arbeitsstückes vertiefte Zeichnungen durch chemische Mittel hervorbringt, die beim Gravieren auf mechanischem Wege durch den Grabstichel hergestellt werden. Hierbei überzieht man die zu verzierende Metallfläche mit einer dünnen harzigen Masse (Aetzgrund), in der die Zeichnung bis auf das blanke Metall eingeritzt wird, worauf die so vorbereitete Fläche durch eine ätzende Säure behandelt wird. Als Aetzwasser gebraucht man auf Silber stark mit Wasser verdünntes Scheidewasser, auf Gold mit Wasser verdünntes Königswasser. – Vgl. Aetzen.

Irisierende Metallfärbungen und Inkrustationen werden in verschiedener Art zur Verzierung von Flächen an Edelmetallwaren angewendet. Durch das Irisieren werden die Gegenstände auf galvanischem Wege mit einem zarten, aber ziemlich dauerhaften Anfluge von mitunter prachtvollen Regenbogenfarben versehen. Unter Inkrustieren versteht man das Einlegen von Metall in eine gravierte oder geätzte Vertiefung eines andern Metalls, wie es z.B. japanische Arbeiten in hervorragender Weise zeigen.

Emaillierte Goldwaren. Das in den verschiedensten Farben im Handel käufliche Email (s.d.) wird nach und nach auf die vorher eingravierte, eingeprägte oder durch aufgelötete Teile hergestellte Zeichnung des metallischen Gegenstandes aufgetragen und nach jedem Male über gelindem Feuer oder besser in einem Muffelofen eingeschmolzen. An kleinen Arbeitsstücken kann das Einbrennen mittels des Lötrohres erfolgen. Schließlich wird das Email zur Erzielung eines hohen spiegelnden Glanzes und scharfer Umrisse der Zeichnung mit geschlämmtem Tripel abgeschliffen oder auch über dem Feuer nochmals nachgeschmolzen, wodurch die Oberfläche des Email einen feurigen Glashochglanz erhält. Zuweilen überschmilzt man das Ganze noch mit einer dünnen Lage durchsichtigen und farblosen Glases, das nötigenfalls wieder mit Tripel poliert wird. Man unterscheidet drei Arten des Email: Zellenemail, das dadurch hergestellt wird, daß man auf die zu emaillierende Metallplatte das Muster mit kleinen gebogenen Drähten aus Gold u. dergl. auflötet, vielfach noch heute in China, Japan und Indien angewendet; Grubenemail, bei dem mit dem Stichel Gruben zur Aufnahme des Emails aus der Metallfläche herausgegraben werden, so daß nur die Metallumrisse erhaben stehen bleiben; Reliefemail, bei dem nicht vertiefte oder in gleicher Ebene mit dem Metallkörper liegende, sondern erhabene Flächen mit Email geschmückt werden. Neuerdings wird vielfach eine Kombination von Zellen- und Grubenemail angewendet. Die Herstellung geschieht in der Weise, daß das Muster auf eine glatte Metallfläche gezeichnet und alsdann die mit Email zu versehenden Stellen ausgraviert werden. Man erhält so eine Matrize, die zur Vervielfältigung in seinem Formsand abgeformt und in Metall gegossen wird.

Niello. Während bei emaillierten Kunstwerken die Zeichnung in dem Metall aus dem Email hervortritt, wird bei Niellieren die Zeichnung durch das Niello hervorgebracht, eine schwarzgraue Masse, die der Hauptsache nach aus seinem Silber, Kupfer, Blei, Schwefel und Borax besteht. Auf der Oberfläche des zu verzierenden Gegenstandes wird das Muster durch Pressen oder Gravieren vertieft erzeugt, das feingepulverte Niello mit einer schwachen Gummilösung eingestrichen, getrocknet und über freiem Feuer oder in einem Muffelofen eingeschmolzen. Ueberschüssige Niellomasse wird abgeschliffen, worauf die Politur folgt. Die bekannten russischen Tulaarbeiten sind mit Niello verziert. – Vgl. Kunstgewerbe.

[591] Das Einlassen mit Farben ist eine unvollkommene Nachahmung des Emails, das man der Wohlfeilheit halber auf billigen Gegenständen anwendet. Hierbei werden verschiedene Farben mit Kopalfirnis angerührt und in die vertieften Zeichnungen eingetragen. Die Farben trocknen schnell, stehen jedoch dem Email durch ihre Weichheit, geringeren Glanz und verminderte Haltbarkeit weit nach.

Das Fassen der Steine (vgl. a. Edelsteine und Edelsteinschleiferei) geschieht entweder in Kasten aus edelm Metall, dessen Boden den Unterteil des Steines bedeckt (Kastenfassung), oder à jour, wobei der Stein von einer kleinen Krone von metallischen Krallen oder Krappeln frei gehalten wird. Die à jour-Fassung wird hauptsächlich bei fehlerlosen durchsichtigen Steinen, insbesondere aber bei solchen mit Brillantschliff angewendet. Bei Kastenfassung kann man den Steinen Unterlagen, Folien (s.d.), geben, wodurch einesteils der Glanz und die Farbe erhöht, andernteils vorhandene Fehler verdeckt werden. Diese Arbeit nennt man Aufbringen. Die Folien bestehen aus dünnen Blättchen von Metallegierungen, die man entweder mit ihrer natürlichen metallischen Farbe oder in künstlich gefärbtem Zustande verwendet, indem man sie vorher mit verschiedenen durchsichtigen, in Weingeistfirnis oder aufgelöster Hausenblase angemachten Farben bestreicht. Die weißen Folien bestehen aus Silber, Kupfer oder Zinn. Bei Verwendung der Zinnfolie pflegt man dieselbe gewöhnlich mit Quecksilber zu amalgamieren. Zum Färben werden für lichtere Farben Folien aus plattiertem oder versilbertem Kupfer verwendet, für dunklere Farben Kupfer- und Messingfolien; diese eignen sich besonders zum Auftragen der roten Farbe. Weiße Folien werfen das Licht wie ein Spiegel durch den darüberliegenden durchsichtigen Stein zurück, gefärbte dienen zur Verstärkung oder Abstimmung der Farben. Folien werden besonders bei der Herstellung von Rosetten verwendet. Außer Folien werden noch andre Hilfsmittel zur Erhöhung des Feuers und Erzielung lebhafterer Farben der Steine in Anwendung gebracht, wie z.B. für Rubine und Granaten Drachenblut, für Saphire Smalte u.s.w., die an der Unterseite der Steine aufgestrichen werden. Eine andre Art der Aufbringung besteht darin, daß man den Edelstein mit einem andern kleineren Edelstein derselben Art und Schnittform unterlegt. Diese Art der Aufbringung ist die vollkommenste, indem sie die Farbe und das Feuer des Edelsteins am meisten erhöht. Die geschickte Fassung eines Edelsteins kann seinen Wert bis um das Mehrfache erhöhen.

Die Filigranarbeit hat namentlich in Schwäbisch-Gmünd, Venedig und Südtirol ihre Heimstätte. Man versteht darunter jene zarten und sehr schönen, aus verschiedenartig gebogenem Drahte verfertigten durchbrochenen Verzierungen, Blumen, Phantasiestücke, wobei kleine Kügelchen und Blättchen desselben Metalls mit verwendet werden. Der seine Gold- oder Silberdraht wird nur selten in einer runden Gestalt angewendet, sondern meistens kordiert und nachher geplättet, wodurch er feingezackte Ränder und glatte Seitenflächen erhält; öfters werden auch zwei oder mehrere seine Drähte schnurförmig zusammengedreht. Große Sorgfalt ist hierbei auf das Zusammenlöten der äußerst seinen Drähte zu verwenden. Das Lot wird in sehr schmale Schnitzel zerteilt, meistens aber in Form von sehr seinen Feilspänen angewendet; vgl. a. Filigran.

Als Bezugsquellen für Edelmetall sind zu nennen: die Kgl. Münzämter, die Reichsbank; für Goldlegierungen (s.d.): Allgemeine Gold- und Silberscheideanstalt in Pforzheim, Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt vorm. Rößler in Frankfurt a.M.; Zubehörteile aller Art (Chatons, Galerien, Brissuren, Pressungen, Kugeln u.s.w.): Chr. Haulick, Ferd. Wagner in Pforzheim, Karl Winkler in Hanau; Steine aller Art: O. Buhtz in Berlin C. 19, Neue Grünstr. 22, W. Viktor in Berlin C, Neue Grünstr. 25 a, Hermann Neubauer in Leipzig, Ritterstr. 50; Halbedelsteine: Johann Callmann in Obertiefenbach bei Idar, J. Ullrich in Reichenberg (Böhmen); Diamanten: Engler & Demuth in Pforzheim, Heinemann & Fink in Antwerpen; Werkzeuge: Karl Bauer in München, Gebr. Ott in Hanau, Leonhard Schmitz in Solingen, Hagenmeyer & Kirchner in Berlin; Emaillen: letztere Firma, Deutsche Gold- und Silberscheideanstalt vorm. Rößler in Frankfurt a.M.


Literatur: [1] Cellini, Abhandlungen über die Goldschmiedekunst (deutsch von Brinkmann), Leipzig 1867. – [2] Labarté, Histoire des arts industriels an moyen-âge et à l'époque de la renaissance, 3 Bde., Paris 1872–75. – [3] Castellani, Dell'oreficeria italiana, Rom 1872. – [4] Kulmer, Handbuch des Gold- und Silberarbeiters, Weimar 1887. – [5] Luthmer, Goldschmuck der Renaissance, Berlin 1880. – [6] Ders., Handbuch der Edelschmiedekunst, Leipzig 1888. – [7] Rentzsch, O., Das Gesamtgebiet der Vergolderei, Leipzig 1890. – [8] Wagner, Gold, Silber und Edelsteine, Wien. – [9] Wettermann, Das Wissen des Goldschmieds, Pforzheim. – [10] Pritzlaff, Der Goldschmied, Weimar. – [11] Fleuter, Gold- und Silberschmiedekunst, Leipzig. – [12] Petz, Handbuch für Gold- und Silberarbeiter, Leipzig. – [13] Hefner-Alteneck, Deutsche Goldschmiedewerke des 16. Jahrhunderts, Frankfurt 1890. – [14] Ders., Das Email, Leipzig 1892. – Zeitschriften: Kunstgewerbeblatt für das Gold-, Silber- und Edelmetallgewerbe, Leipzig; Zentralanzeiger für Goldschmiedekunst und Bijouteriewarenfabrikation, Leipzig; Deutsche Goldschmiedezeitung, Leipzig; Die Edelmetallindustrie, Wien; Kosmos, Nürnberg.

Dalchow.


http://www.zeno.org/Lueger-1904.

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